Ich hol mal den Fred hoch, nach mehrmaliger Bitte, jetzt mit Berichten und Bildern.
Nachdem nun kein -wie üblich- Freundeskreis-Gemeinschafts-Urlaub geplant war, bin ich auf große Reise gegangen. Ich plante auf dem Oder-Neiße-Radweg Richtung Norden zu fahren, auf Usedom die Fähre nach Schweden zu nehmen und dann auf anderen Wegen wieder runter zu kommen.
Material:
- mein 45 Euro-Rad mit einigen Restekisten-Umbauten (Montano CX-Rahmen, 105er LRS vorne uralter Rubino in 23; hinten Conti 4Season in 28er Breite, Compact-Kurbel, Tiagra-STIs, On-One Midge-Bar, Flite Carbino-Sattel…)
- einen B.O.B. Ibex Trailer (alt, rostig - aber er hielt)
- 2 x Ortlieb Packsack (109l+59l), 1 x Ortlieb Wassersack 4l mit Duschaufsatz

- M-Wave wasserdichte Lenkertasche (Klickfix)
- Nordisk 1-Mann-Zelt 2,3kg + Sommerschlafsack + leichte Selbstaufblasmatte
- Spirituskocher von den Schweden
- den ganzen Rest (Werkzeug/Ersatzkram, trockene Verpflegung, Kram)
= in der Summe waren es dann doch deutlich über 30kg Gepäck auf dem BOB und nochmal 6-8kg an der Lenkertasche!

1. Tag - Dienstag 26.07. Strecke: 155km (Cottbus 9:20 > Guben > Frankfurt > Reitwein 18:30)
Start! Die Nacht vorher noch gepackt und umgepackt. 4-5h Schlaf, dann nach 9 Uhr los. Erster Schock: Das fährt sich aber extrem anders/schwer/komisch. Wie kann ich Gewicht verlieren > Wasssersack abgelassen. Zusammengerissen. Kurz vor Guben auf den Oder-Neiße-Radweg. Straff durchgezogen, links und rechts des Weges wegen Überschwemmungen keine Zeltparkmöglichkeit. Hab dann hinter dem Haus eines netten, älteren Ehepaares im Oderbruch bei Reitheim übernachtet. Fazit: Zuviel Gepäck, alles zu schwer…aber glücklich. Überlegungen am nächsten Tag Isomatte/Schlafsack…per Post nach Hause zu schicken…


2. Tag Strecke: 106km (Reitwein 11:20 > Hohenwutzen > Criewen ca. 18:15)
Links war fast durchgehend die Oder zu sehen, bis zu einem Bauabschnitt. Hab mich mit einem älteren Herren aus Baden zusammengetan und in einem Maisfeld verfahren/-laufen. Nach einen Ritt durchs Moor wieder auf den Weg gefunden, aber Zeit verlohren. Neben einem Oderkanal übernachtet, im Lokal 20min auf ein Weissbier gewartet, in der Nacht kam leichter Regen auf. Netter Tag!

3. Tag Strecke: 105km (Criewen 11:30 > Schwedt > Blankensee 18:40)
Bewölkt, leichter Regen. Jeweils nach Criewen und Schwedt wunderschöne Landschaft. Dann nur noch Felder, viele Felder und Berge, äh Hügelchen…Nervig, langweilig. Zum Übernachten aber einen sehr netten Hippie-Bauernhof gefunden (30km vor dem Stettiner Haff www. zaubermondhof.de)… alles selbstgebastelt, vom Windrad bis zum Natursteinbad. Abends kam der Regen, trotz Bier und Klopapier in den Ohren schlecht geschlafen…kann dieses Tropfengeräuch nicht ab.


4. Tag Strecke: 130km (Blankensee 12:30 > Ückermünde > Anklam > Usedom > Ostklühne 21:10 Uhr).
Ganz schlimmer Tag. Hab ja schon vieles erlebt, aber das war nicht gut! im Dauerregen aufgebrochen, Regen, Regen, Starkregen… schlechte Straßen, schlechte Straßen, Dreckswege. Minifähüberfahrt verpasst und 40km extra zur Hubbrücke im Dauerstarkregen. Nachdem mir die Feuerwehr beim Regenmassenbeseitigen noch auf die Schulter klopfte endlich eine Art Camping-Mini-Platz gefunden.Meine Haut schien sich von den Händen zu lösen. Dusche!!! Im Zelt war kein Schlafen möglich, von einem Caravanbesitzer wurde ich auf eine Werkstatt/Hütte/Katzenhochburg verwiesen. Trocken und einigermaßen warm mit 5-9 Katzen u.a. ständig auf mir liegend die Sturmnacht verbracht. 110l Regen in 24h!


5. Tag Strecke: 39km (Ostklühne 10:30 > Aalbeck > Schwinemünde/Polen > Fährüberfahrt 23 Uhr)
Nachdem ich das Zelt innen trockenlegen musste bei bewölktem Wetter los. Nochmal über die unglaublich schlechten Straßen in MekPom aufgeregt und dann ins Nachbarland. Mitten auf der Kreuzung in Schwinemünde ist mir dann die Kette gerissen. Reparatur abgebrochen und stattdessen für umgerechnet 5 Euro eine neue besorgt. Rüber zur Fähre…langes Warten, sehr langes Warten. Stand dann irgendwann abends in der Autoschlange zum Check-In. Wieder warten… Ein polnisch-schwedisches Pärchen fand mich als einzigen auf einem Fahrrad dort ungewöhnlich oder bemitleidenswert und schenkte mir in ähnlicher Reihenfolge: Tasse Kaffee, Brot mit Käse, Brot mit selbstgemachter Leberwurst, selbst eingelegte Gurken, Schokocroissant für früh, Socken! (hatte keine an), Flasche Wasser, 100 Kronen !!, selbst gebackenen Kuchen, ein Frühstückspaket mit Stullen und den Gurken, 2 Paar nagelneue Arbeitshandschuhe. Mir war das irgendwann natürlich unangenehm, konnte mich nur in allen Sprachen bedanken. Hab mich auch gut mit den beiden unterhalten….
Auf der Fähre dann einen “Airseat” gehabt und paar Stunden dank einiger Taxfree-Bier geschlafen…

6. Tag Strecke: 112km (Ystad/Schweden 6:40 > Südregion > Ystad/Campingplatz 20 Uhr)
Angekommen!! Gleich an den Strand und das geschenkte Frühstück und übrig gebliebene Bier vertilgt. Gebadet! Campingplatz gesucht und erstmal Dank “Rei in der Tube” alle Klamotten gewaschen. Dann nachdem ich mir die skandinavische Campingcard kaufen musste, die Region erkundet… ohne Anhänger. Bin zwar auch nicht soweit rausgekommen, aber Dank einiger verirrten zusätzlichen Kilometern einiges gesehen… Sehr schön dort - durfte vorher immer nur die Hauptstadt begutachten. Abends dann stilecht mit Köttebullar, Garnelenkäsecream und 2,8 vol. Bier diniert.




7. Tag Strecke: 15km (Ystad Innenstadt und Strand)
Touritag mit Stadtbesichtigung und Strandrumliegen verbracht…. Abends zur Fähre. Durfte nach kürzerer Wartezeit als auf dem Hinweg auch als erster vor allen PKWs auf die Fähre. Diesmal eine Kabine mit polnischen Truckern geteilt. Bei der kommenden Fußball-EM wird es Verständigungsprobleme zwischen Polen und Ukraine geben, sagte mir einer von denen.


8. Tag Strecke: 141km (Swinemünde 6:45 Uhr > Heringsdorf > Irgendwo > Pasewalk 19 Uhr)
Wieder eine kurze Nacht dank polnischen Bieres um 6 Uhr in Schwinemünde angekommen. Wollte irgendwie auf den Berlin-Usedom-Radweg kommen und die schlechten Straßen von der Inselauffahrt meiden. Erstmal am Strand von Heringsdorf gefrühstückt. Schön nobel dort. Dann den Touristenströmen entkommen und ohne Papierkarte Wege abseits einer Bundesstraße gesucht (wär mit dem Trailer zu gefährlich). In Pasewalk gleich einen sehr schönen Ruderwander-Rastplatz fast im Zentrum der Stadt gefunden. Hab mich mit einen netten Ruderehepaar unterhalten, die seit 30 Jahren paddeln&campen…


9. Tag: 153km (Pasewalk 11:45 Uhr > Prenzlau > Lobetal 21:30 Uhr)
Sehr gut und lang geschlafen. Mittlerweile war auch der Platzwart da und erzählte einige Sachen über die Stadt und überhaupt… kam dadurch etwas spät weg, die Intuition vom Vortag war aber richtig, durch Pasewalk geht der Berlin-Usedom-Radweg. Nachdem ich mir eine Karte im Touriamt besorgte ging´s los und erstmal zig “Radwanderer” entgegengekommen, perfektes Radfahrwetter: leicht bewölkt, warm… Der Plan war nach Berlin reinzukommen um da bei Bruder oder Kumpel zu pennen. Kurz vor Warnitz (Oberer Uckersee) kam mir eine Dreiergruppe mit Fixies und Gepäck (Anhänger?) entgegen. Ohne Gangschaltung und gute und/oder dicke Reifen würde ich zumindest mit voller Gepäckladung nicht auf die Insel fahren! Irgendwann wurde es dann anstrengend (keine Pause gemacht) und dunkel. Kurz vor Bernau habe ich dann kapituliert und neben einem Haus kampiert. Im/am Haus waren dann eine zehnköpfige schweizer Familie, die dort Urlaub machten. Sie luden mich zu einer Dusche, einem wunderbaren Essen und Wein ein. Danke! Hab mich dann noch mit dem älteren Herren der “Sippe” (Eigenzitat) über die Schweiz, Europa, EU und Energiepolitik unterhalten…

10. Tag Donnerstag 4.8. Strecke: 182km (Lobetal 10:30 Uhr > Bernau > Beeskow > Cottbus 20:40 Uhr)
Gutes Wetter. In Bernau wieder eine passende Karte besorgt und mit der festen Absicht den Abend in der Heimat zu verbringen losgemacht… Bis auf einen kurzen Einkauf durchgefahren, einige schlechte Wege dabei. Schon frühzeitig die Tageskilometeranzeige am Tacho aus psychologischen Gründen ausgestellt. Die Strecke hat sich dann elend lang gezogen… ab dem Schwielochsee ging es dann wieder, da das Ende nahe schien. Dann war es irgendwann auch geschafft… komischer Tag. Den Abend auf den Füßen und mit Bier und Freunden verbracht.
Gewinne:
- Assos S5 Mille Radhosen!! ohne die könnte ich jetzt weder laufen noch zukünftig eine Familie planen.
- Rubino/Contireifen und Concord-Felgen > nichts kaputt gegangen, eigentlich unglaublich.
- Papier(fahrrad)karten, navigieren mit Handy/GPS ist echt nervig
- Birkel Schnellkochnudeln im Beutel!
Verluste:
- Bob Sicherheitsspint, gleich am ersten Tag beim Abkoppeln verloren
- Bob Schnellspannerkupplung, leicht verbogen und konnte am Ende der Tour nur noch mit Unterlegscheibe auf Spannung gebracht werden > dafür verlangen die 29 Euro
- Knie, ab dem dritten Tag anhaltende Beschwerden am Meniskus oder Seitenband...
- eine Kette