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 Betreff des Beitrags: Meine Mutter ist verstorben
BeitragVerfasst: Mi 28. Nov 2007, 23:21 
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Registriert: Do 25. Mai 2006, 21:50
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Liebe Kurierfreunde,
lange war ich nicht mehr hier im Forum.

Am 16. Oktober verstarb in den späten Nachmittagsstunden meine Mama nach langer, schwerer Krankheit. Ich hing sehr an ihr.
Der Anruf aus dem Krankenhaus erreichte mich während meiner Kurierfahrt auf dem Handy, als ich gerade meine 15 % - Steigung zur Universität hochfuhr.
Ich stand kurz vor vor meiner letzten Auslieferung, mein Herz raste. "Mama" konnte ich noch flüstern. Dann bin ich gerast, über die Gehwege an den roten Ampeln vorbei, hin zum Spittal. Mir war einfach alles egal. Bin mit Kuriertasche und Helm die Treppen hoch zum Sterbezimmer, rein ins Zimmer. Wegen des Norovirus, den sie sich noch eingefangen hatte, musste ich Schutzkleidung anziehen.

Sie nahm unsere Arme (mein Bruder kam auch noch dazu) und flüsterte noch: "Ihr müsst euch immer vertragen". Was ich noch sagen konnte war dies: "Wohin ich auch fahre, Mama, ich nehme dich mit!" Sie nickte, dann fiel sie ins Koma; wenige Stunden später ging sie von dieser Welt.

Dann fuhr ich voller Tränen und etwas benommen zum Kurierbüro; auf der Fahrt dahin kam mir mein Kollege entgegen. Er ahnte was los war, nahm mich in die Arme und sagte: "Du, ich helf dir. Bring alles hinter dich, ich fahre für dich!".
Und wisst ihr was? Er gab mir das Geld für meinen gesamten Ausfall! Sei doch selbstverständlich, meinte er nur, obwohl er selber gerade knapp bei Kasse ist.

Das Wort "Kameradschaft" wurde mir so stark bewusst, wie noch nie. Ich fand es einfach großartig und finde es nicht selbstverständlich!
Nur eine Woche zuvor war mein Vater - mit fast 90 Jahren - schwer verunglückt. Das Leben kann schon grausam sein ...

"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" - das Wort wurde mir neu bewusst.

Grüße, Furry


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BeitragVerfasst: Do 29. Nov 2007, 00:07 
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Furry!
Ich wünsche Dir, daß auch Du den Verlust eines geliebten Menschen respektvoll überwinden kannst! Ich sitze hier mit aufgerissenen Augen und suche nach Worten. Ich weiß nicht, was Deinem Vater passiert ist, aber ich wünsche Dir, daß Du bald und gut mit allem Geschehenen zurechtkommst!
Ich wünsche Dir alle Kraft, Hilfe und mehr als genug Menschen, die Dir beistehen und für Dich da sind!
Ich hoffe, daß Du die Zeit hast, die Du brauchst.


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BeitragVerfasst: Do 29. Nov 2007, 02:46 
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Sch.... <img src="http://www.fahrradkurier-forum.de/images/smiles/085.gif">
Sowas find ich immer ganz schlimm. Ich weiß auch gar nicht, was ich dazu sagen soll, aber Furry, ich hätte als ich das eben gelesen hab glatt losheulen können, weil das so unheimlich tragisch ist :cry:

Ich kann mir ehrlich gesagt auch gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn sechs Wochen vergangen sind. Begreift man überhaupt richtig, was da passiert ist; ich stelle mir das absolut irreal vor, eben sind sie noch da, und plötzlich nicht mehr, einfach so, weg. :-(
Man weiß ja irgendwo, dass die Eltern nicht ewig leben werden, aber.. mir steht das alles noch bevor, und wenn ich nur daran denke wird mir schon ganz anders... :?

Ich bin nur froh, dass du so einen großartigen Kollegen hast, er verdient wirklich meine absolute Hochachtung dafür; ich finde das sowas von nicht selbstverständlich, und es ist wirklich eine Geste von höchster Menschlichkeit und Güte.
Ich hoffe sehr, dass dir das ein kleines Bisschen von dem Schmerz genommen hat und es dir auch jetzt noch etwas hilft. Und ich wünsche dir auch, dass du, wenn die Zeit gekommen ist, auch wieder die ganz anderen Seiten des Lebens erleben kannst, und deine Mutter im Herzen immer bei dir sein wird. Sie scheint wirklich ein ganz besonderer Mensch für dich gewesen zu sein. Es tut mir sehr leid dass du sie verloren hast, auch wenn du es hoffentlich irgendwann nicht mehr so empfinden wirst. Du wirst das sicher irgendwann geschafft haben.

Das ist schon wirklich ein sehr merkwürdiger, unlogischer, absurder Ort, dieses Leben, wo solche Dinge geschehen, ich kann es nicht begreifen..

Furry, ich wünsche dir wirklich alles, alles Gute von Herzen!
Ich kenne dich zwar nicht persönlich, aber sollte man dir noch irgendwie helfen können... du mal niemand zum reden haben solltest oder ich weiß auch nicht.. nur für den Fall, und weil mich deine Geschichte gerade so mitgenommen hat.. :?


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BeitragVerfasst: Do 29. Nov 2007, 10:39 
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mir zerreißts das Herz, wenn ich das les. ich kann-nein, ich möchte es mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn meine Mama stirbt :-(

ich kann dir nur genauso von ganzem Herzen mein Beileid wünschen. ich hoff, du bist nicht allein und hast wen zum Reden -zumindestens deinen Bruder...

ich kenn dich zwar überhauptnicht, aber deine Geschichte hat mich sehrsehr mitgenommen (meine Mutter wird am Freitag operiert, keine RoutineOP :-()


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BeitragVerfasst: Do 29. Nov 2007, 14:36 
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Skeli hat geschrieben:
(meine Mutter wird am Freitag operiert, keine RoutineOP :-()


Ich drück euch ganz fest die Daumen dass alles gut geht morgen und ihr die Sache bald hinter euch habt!
Ich hab seit dem letzten Jahr schon mehr als genug und erst recht zu viele tragische Todesfälle mitbekommen aus einer nicht all zu großen Distanz, was ich so überhaupt nicht schön fand. Das war kein gutes Jahr. :?
Ich glaub ich wünsch mir zu Weihnachten, dass 2008 ein besseres wird.
(Und meine Eltern leben zwar hoffentlich noch ne Weile; aber was da schon alles war.., wenn sie so weitermachen bestimmt nicht mehr ewig :? )


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BeitragVerfasst: Do 29. Nov 2007, 20:00 
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Vielen lieben Dank an euch alle für eure Anteilnahme! Ist ja direkt überwältigend.

Es hatte damit begonnen (ich war da gerade im Herbsturlaub im Schwarzwald), dass am 9. Oktober mein Vater - er hat eine beidseitige Thrombose) zuhause die Treppe runtergefallen war. Dabei zog er sich eine schwere Platzwunde am Kopf sowie eine Oberschenkelhalsbruch zu.

Mein Bruder daheim kriegt's mit, legt einen Druckverband an und ruft den Notarzt. Ich werde dann abends per Handy im Schwarzwald darüber informiert, solle aber ruhig noch untenbleiben. Er sei ja versorgt. Dann bricht jedoch am 12. Oktober morgens auch noch meine Mutter zusammen, läuft überall aus. Wieder ruft mein Bruder den Notarzt, bringen Mutter mit dem Gummituch raus in eine andere Klinik. Vater weiß davon noch nichts.

Ich bin dann natürlich mit dem Auto ab und sofort nachhause. Mutter lebte zwar noch, aber stark geschwächt war sie. Meinem Bruder gelingt es dann in einem Husarenstück, Vater im Rollstuhl aus der einen Klinik raus in die andere Klinik zu seiner Frau (und wieder retour) zu bringen. Ein Aufwand, den sich keiner vorstellen kann.
Am 16. Oktober machte ich dann wieder meine erste Kurierfahrt; der weitere Verlauf steht ja in meiner ersten Nachricht zu dieser Sache ...

Tja, liebe Freunde, nun fahre ich mit einer schwarzen Trauerbinde Kurier. Zuhause muss es weiter gehen; Vater versorgen, der imemr mehr gehbehindert wird, den Haushalt machen, Waschen, kochen, bügeln, dazwischen Radfahren. Bin inzwischen schon eine halbe Hausfrau. Allerdings unterstützt uns ein Pflegedienst. Ein Unfall, zwei Notarzt-Einlieferungen, stationäre Behandlungen, Behördengänge, ein Sterbefall, Beerdigung - alles innerhalb von zwei Wochen. Vater mussten wir im Rollstuhl von der Kapelle ans Grab seiner Frau bringen, die Schaufel Erde auf die Urne konnte er nichtmal selbst werfen. Wir haben ihm die Schaufel symbolisch in die Hand gedrückt und sind als Söhne damit ans Grab unserer Mutter gegangen ....

Natürlich - die Eltern leben nicht ewig. Ich selbst rücke ja auch schon auf die 60 zu, wenn man das auch nicht sieht. Wer mich noch ncht kennt (wurde erwähnt) gucke sich unseren Kurierfilm an:

http://www.roadrider.eu/fileadmin/elemente/wdr.wmv

Auf dem Film bin ich am Anfang zu sehen in einer gelben Jacke.

Meinen Fahrer-Steckbrief findet ihr hier:

http://www.roadrider.eu/fileadmin/eleme ... ief_hm.pdf

Sagen kann ich, dass mich der Fahrradkurier-Job noch weiter abgehärtet und physisch stabil gemacht hat. War aber alles dennoch ziemlich heftig. Auch unser Kurierdienstleiter Andy hat mich menschlich stark unterstützt. Und ich spüre seelisch, dass mich meine Mutter auf dem Fahrrad begleitet, jeden Tag ...

Liebe Grüße
Furry, Fahrradkurier-Dienst "Road Rider's"


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BeitragVerfasst: Do 29. Nov 2007, 20:14 
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von mir auch mein herzliches beileid. bei mir war es meine oma.der krebs hat sie innerlich aufgefressen. jedes mal wenn ich in die uniklinik rein bin,sie da an den schläuchen und apperaten zu sehen.und wie sie immer schlapper wird. und dann war sie noch ne weile im sterbehospitz.und ich bekamm dann 2 uhr nachts ein anruf von den schwestern das es wohl langsam zeit ist.ich schnell aufs bike und hin. und ich hab dann noch ihr hand gehalten.und gut zugeredet.und 50min später atmete sie immer schwerer und dann hörte sie ganz langsam auf zu atmen.ich hab sie noch leise gerufen aber die schwester sagte das es ist vorbei und sie macht die augenlieder runter. aber so ist das leben. manchmal ist so hart das man sich fragt wieso. aber jeder tag ist ein neuer tag und ein neuer anfang.


http://www.myvideo.de/watch/1078825


Zuletzt geändert von speedmk am Sa 1. Dez 2007, 11:31, insgesamt 1-mal geändert.

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BeitragVerfasst: Do 29. Nov 2007, 20:32 
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@Furry
Das ist wirklich verdammt viel auf einmal, und dazu noch der ganze Stress..
Aber zumindest hat dein Vater den Unfall überlebt, ich dachte erst dass nicht.. aber auch so.

Naja, irgendwie geht das Leben ja immer weiter (und irgendwann halt auch ohne einen)..

Dass deine Mutter bei dir ist wenn du fährst freut mich :)
Das hat sowas Versöhnliches irgendwie..

@speedmk
Dir auch mein Beileid. War sicher schlimm, das mit anzusehen. :(
Bei solchen langen Krankheiten ist es dann aber wohl wirklich besser wenn es irgendwann vorbei ist.
Ja, das Leben ist so. Nichts hat Bestand, und wenn einem das bewusst ist kann man wahrscheinlich besser damit umgehen und wird nicht so brutal wachgerüttelt bei so einem Anlass. Nur häufig ist einem das ja dummerweise nicht so bewusst..


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BeitragVerfasst: So 23. Dez 2007, 22:43 
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Hirni hat geschrieben:
Skeli hat geschrieben:
(meine Mutter wird am Freitag operiert, keine RoutineOP :-()


Ich drück euch ganz fest die Daumen dass alles gut geht morgen und ihr die Sache bald hinter euch habt!

Danke Bild alles gut überstanden


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