Die Hinweise von Simplon zu Kräften und Drehmomenten an der Sattelklemmung finde ich hochinteresant: "Nur so fest bis die Sattelstütze nicht mehr einsinkt".
per gessle hat geschrieben:
womit wir Knietief in der Fahrradtechnik stecken. Die einen schreiben vergiss nie nicht das Fett
und die anderen sagen muß nicht sein. Und beide haben Recht.
Ich lese die Seite 10 anders: Bei Aluminium immer fetten, immer... aber bei Carbon niemals fetten, sondern Carbon-Friktionspaste nehmen. Weil diese Paste schleifend wirkt, und somit die Oberfläche der Sattelsütze bei häufiger Höhenverstellung unansehnlich wird kann man auch einfach regelmäßig sauberwischen. IMHO bezieht sich der Dritte Absatz auf Carbon/Carbon und Carbon/Aluminium ...allerdings stimmt dann der verwendete Begriff "Kontaktkorosion" nicht. Dennoch bildet sich aber auf Aluminium auch ohne Kontaktpartner, insbesondere unter Einwirkung von Streusalz, eine Oxidschicht mit wachsendem Volumen - die man regelmäßig entfernen muß.
Ich jedenfalls fette am Fahrrad alle, wirklich alle, metallischen Verbindungen ein. Schon immer - und immer wieder.
Bei Stahl hilft das gegen Rost, es ist ein Vergnügen eine völlig rostpockige Schraube zu lösen, als wäre sie eben gerade montiert worden - und diese Schraube bei der Ansicht des wohlgefetteten Gewindes einfach wieder zu verwenden. Ich schraube auch an altem Zeug, wo vor 60 Jahren Fett war geht das heute problemlos auf.
Die Kombinationen Aluminium/Stahl und Aluminium/Aluminium neigen schon ohne Korosion zum festfressen. Auch wenn Reibschweißen hier der falsche Begriff ist, die Wirkung ist ähnlich endgültig. Wenn man eine völlig saubere, nagelneue Aluminium Sattelstütze im sauberen Rahmen hin und herdreht wird sie immer fester, nicht etwa lockerer.
Ich kenne auch die epischen Diskussionen über Fett an Schrauben, ...sich lockernde Schraubverbindungen "wegen Fett"... ...Zugkraftüberschreitung bei "korrektem" Drehmoment "wegen Fett" auf dem Gewinde... merkwürdigerweise sehe ich aber nur Unglücke mit fettfreien Verbindungen.
Per, bitte verzeihe mir, bei "kein Fett" werde ich zum Missionar. Wenn im WWW irgendwo "ohne Fett" steht, fühle ich mich im Würgegriff der Wegwerf-Gesellschaft.
Feste Sattelstütze...
Kriechöl alleine halte ich für völlig ungeeignet das allererste Losbrechen zu erleichtern. Und man verbaut sich den Salmiakgeist, da es wohl schwer möglich ist einen bereits mit Kriechöl gesättigten Spalt mit Salmiakgeist von Aluminiumoxid zu befreien - wo Öl ist dringt kein Wasser ein. Deswegen - schlage ich eine andere Reihenfolge vor. Wenn die Sattelstütze sich mit dem Sattel -ohne Kriechöl- keinen Millimeter drehen lässt*, dann zuerst gründlich mit Salmiakgeist arbeiten. Vielleicht bei auf den Kopf gestelltem Rahmen durch ein Flaschenhalter Gewinde, oder eben vom Tretlager aus. Dann kann man beobachten, ob aus dem Spalt an der Klemmung Salmiakgeist austritt. Mindestens so lange muß man tränken, wenn man eine Lockerung erwartet. Dann wird am Sattel gedreht, und wenn sich jetzt was bewegt würgt man nicht gleich weiter, weil sich das ohne Schmierung sogleich wieder festfrisst. Stattdessen erwärmt man das Sattelrohr auf knapp über 100°C, um den Geist rauszutrocknen. Dann ist der Spalt frei für Kriechöl. Das Öl wird auch sehr schnell einziehen, denn ein Spalt ist jetzt sicher vorhanden. Das Kriechöl sollte dann das Festfressen beim Rauswürgen begrenzen. Wenn das funktioniert, dann bei Aluminiumstütze in Stahl
und Alurahmen.
*wenn sie sich auch nur einen Millimeter drehen lässt wird sie mit Kriechöl auch ganz rausgehen. Eventuell schafft man dennoch mehr Platz fürs Kriechöl indem man die sicher vorhandene Feuchtigkeit mit Heißluftpistole oder Lötlampe ausheizt. Zudem ist warmes Öl flüssiger.