@ odw: Ja, ich formulieren in einem Board wie diesem hier bewusst simpel. Ich hab mehr als nur
einen Regalmeter Bücher zum Thema Ernährung (auch gelesen), aber danke für Links zu wikipedia.
Davon abgesehen, muss nicht immer so getan werden, als bräuchte man einen Abschluss in Biochemie, um Gesunde Ernährung zu verstehen.
Die Erwähnung der Transfettsäuren ist zwar sehr passend, aber im folgenden Absatz entfernst du dich schon wieder sehr vom Kern der Sache (was macht fett und was nicht?). Es ist ja nicht so, als bräuchten wir nur unseren Kalorienumsatz zu decken und als wären fette die Ursache für übervolle Depots; Fette erfüllen lebensnotwendige Funktionen, die vielen (einfachen) Kohlenhydrate, mit denen wir uns vollstopfen hingegen nicht. Abgesehen davon, dass sie außer Energie meistens leider NICHTS liefern, was wertvolle Mikronährstoffe angeht.
Fakt ist doch heutzutage nunmal, dass immer noch lowfat-Schwachsinn betrieben wird und wir überall, wo es fertige Lebensmittel gibt, mit "Zucker" bombardiert werden. Es gibt essenzielle Fettsäuren (und damit Fette), es gibt essenzielle Aminosäuren (und damit Proteine), es gibt KEINE essenziellen Kohlenhydrate.
Es ergibt für mich leider NICHT Sinn, lactosefreie Milch herzustellen (außer, dass eine kaufkräftige Nachfrage befriedigt wird). Gucken wir uns den Prozess von vorn an: Die Milch kommt aus der Kuh und enthält Lactase. (Kurze Anmerkung am Rande: Mein Problem mit der Supermarktmilch ist nicht die zugesetzte Lactase, sondern die Prozesse Pasteurisation und Homogenisierung.) Weiter mit unserer frischen Kuhmilch: Wir nehmen die Milch, fahren sie zu einer Molkerei, wo sie mit Milch von zigtausenden Kühen von zig Höfen zusammengepanscht wird. Den Ausflug zur falschen Ernährung der Kühe und zu "nutzungsbedingten" Krankheiten wie Mastitis sparen wir uns mal, das ist ein anderes Fass. Diese Milch wird dann ultrahocherhitzt, schließlich brauchen wir ESL Frisch(!!!!!!!!)milch. Verderbliche Nahrungsmittel... kann man doch niemandem zumuten! (Wo wir dabei sind, homogenisieren wir auch noch. Wieder ein anderes Fass.) Jetzt haben wir ein "sicheres Lebensmittel", da Rohmilch schließlich von Natur aus Bevölkerungen dahinrafft. Leider haben wir bei dieser "Sicherheitsmaßnahme" die Lactase zerstört. Macht aber nichts. Wir sind Gott. Wir "optimieren" unser Lebensmittel also wieder, damit der durch allerlei Marketing (lies: Jahrzehntelange Gehirnwäsche) bereitete Acker die Saat (unser überflüssigerweise verarbeitetes Produkt) aufnehmen kann.
Pasteurisation braucht heute kein Mensch mehr. Aber mittlerweile haben wir Großmolkereien und die brauchen schließlich was zu tun.
(Ich hab im Freundes- und Bekanntenkreis einige Lactose-"Allergiker". Alle vertragen sie Rohmilch ohne Probleme. Merkwürdig...)
@ Dan: Du liegst mit deiner einen Generation zur Anpassung sowas von VERDAMMT weit daneben. Die meisten Menschen auf diesem Planeten sind mehr oder weniger gluten-sensitiv. Weil Getreide (gemeinsam mit der Milch) auf unserem genetischen Speiseplan so ein verdammt "neues" Produkt ist. Wir reden hier bereits von mehr als zehntausend Jahren und DENNOCH sind unsere Verdauungsysteme auf diese Art der Ernährung (die zusammen mit der Landwirtschaft aufkam) immer noch nicht eingestimmt. Zöliakie, Darmkrebs (die schwerwiegenden Ausformungen dieser Intoleranz. Liegt natürlich nicht ausschließlich an Gluten. Aber wir wollen es hier ja simpel halten.) und eher milde Symptome, die die meisten Menschen nichtmal mehr wahrnehmen, weil sie bestimmte Körperreaktionen nach dem Essen für normal halten, sind die Folge. Gleiches gilt für die Lactose. Es sind viel mehr Menschen sensitiv, als der Anteil derer, die das wirklich als Allergie wahrnehmen. Gegen deine Behauptung, ohne Entwöhnung könne man Milchprodukte grunsätzlich unproblematisch verdauen, sprechen Millionen herumlaufender Gegenbeispiele, die faktisch nie entwöhnt wurden und trotzdem reagieren. Die Fähigkeit, Lactose zu verdauen nimmt grundsätzlich nach Ende der Stillzeit ab.
Dein Argument der Nährstoffdichte betrifft tierische Produkte im Allgemeinen, nicht nur Milchprodukte, und war in längst vergangenen Zeiten, als die klimatischen Bedingungen von uns nicht so leicht "beherrschbar" waren und man auf regionale Waren zur Ernährung angewiesen war, durchaus ein valides Argument. Und es ist in der Tat so, dass daher der gemeine "Kaukasier" Milchprodukte anders verträgt, als jemand, der aus Äquatornähe stammt. Daher - wenn man der Metabolic Typing Schule anhängt - haben wir auch alle eine andere biochemische Individualität, was die für unseren Stoffwechsel optimale Diät (Diät im Sinne von Ernährungsweise) determiniert. Es ist wohl ziemlich sicher, dass wir "Mitteleuropäer" demzufolge eher "Proteintypen" sind. Heutzutage haben wir nicht nur Kühlschränke und Tiefkühlkost, wir haben auch die Flugmango den ganzen lieben Januar lang im Supermarktregal liegen. Das Problem der Nährstoffdichte stellt sich heute, außer vll. für Powerlifter ^^ , also eher weniger.
Nenn mir mal einen Baum, an dem eine Frucht wächst, die einen Zutatenliste-Sticker aufweist, auf dem Hefeextrakt steht. Ich kenne keinen. Aha! Da haben wir also ein natürliches Lebensmittel entdeckt. Ob auf der Maggi-Tüte jetzt Mononatriumglutamat, Hefeextrakt, Maisstärke, Glucose-Fructose Syrup o.Ä. draufsteht, ist dem Verfechter einer _natürlichen_ gesunden Ernährung völlig Schnurz, weil er weder den einen, noch den anderen Dreck frisst. Kreatives Renaming und Relabelling seh ich weder als Fort- noch Rückschritt, solang der Schwachsinn in der Verpackung der gleiche bleibt.
Trotzdem als kleine Anmerkung am Rande: Ich freue mich über jede Änderung, die ein unnötiges Additiv giftiger klingen lässt als vorher! Vll. gibt es dann einen armen Tropf mehr, der sich abgeschreckt fühlt und den Unfug ins Regal zurücklegt!
Zum letzten Absatz:
Dein letzter Satz geht nur von dir aus: Du kannst für dich anhand deiner dir selbst auferlegten Kriterien und anhand der gängigen Angaben überprüfen, was DU für essbar hältst, und was nicht. Jetzt gucken wir uns mal um, unter unseren zivilisationskranken Mitbürgern. Was ich leider sehe, sind fette Kinder, Diabetes, Krebs, Herzkrankheiten, Asthma, Allergien... you name it, you got it. Wir wollen nicht monokausal werden. Ich bin mir durchaus dessen bewusst, dass die Exposition ggü. bestimmten Stoffen nicht nur über die Nahrungsaufnahme stattfindet. Aber bleiben wir doch einfach mal bei Übergewicht, Diabetes, Herzkrankheit und Krebs. Ganz offensichtlicht läuft etwas schief. Worüber wir uns wohl alle einig sein dürften: Wir haben zu viele leicht verfügbare Kalorien, die durch ihre biochemische Wirkung auf den Organismus einen Instant-Reward Effekt haben; wir haben zu viel Fertigware die allerlei Zusätze und wenig wirklich wertvolle Nährstoffe enthält; und wir haben zu wenig Bewegung.
Ich
persönlich halte die Lebensmittelchemie (darunter subsumiere ich aus Einfachheit jetzt auch mal die Hersteller von Herbi- und Pestiziden, die GMO Fraktion usw.). für einen verfickten Satan, gleich zusammen mit McDonalds, KFC und wie sie alle heißen. Aus reiner Profitgier (ich hab drei Semester VWL studiert, ich mein das nicht so verdammend und idealistisch, wie es klingt), haben diese Player ohne nennenswerte Gegenwehr unsere Ernährungsgewohnheiten zu dem gemacht, was sie heute sind. Hand in Hand mit den übervorteilten, weil ahnungslosen und bequemen Schafsherden von Konsumenten.
Das was du "Optimierung" von Lebensmitteln nennst, finde ich in diesem ganzen Kontext einfach nur anmaßend, widerlich und arrogant, weil einfach GAR NICHTS "optimiert" wird, wir uns aber einbilden, alles zu wissen und alles zu können mit unserer Technik und Wissenschaft. Wir haben heutzutage Medikamente für Krankheiten, die wir nichtmal hätten, wenn wir nicht dauernd alles "optimieren" müssten!
Ich bin ganz sicher kein Romantiker, der ohne Strom in seiner Höhle hausen, Beeren sammeln und Mammuts jagen möchte. Der Fortschritt hat uns viele Dinge gebracht, ohne die ich nicht leben wollen würde. Wenn jemand wie ich so eine "Hetze" betreibt, dann kommt meist einer daher und führt die gestiegene Lebenserwartung ins Feld. Leider hat unsere Ernährung damit nichts zu tun. Aber wir können Menschen am Leben erhalten, die eigentlich längst tot wären, können Unfalltote retten, komplexe Operationen durchführen. Der Hauptanteil der gestiegenen Lebenserwartung geht indes auf das Konto verbesserter Hygiene (freilich auch in der Nahrungsmittelerzeugung). Mangelnde Hygiene war daher auch der Grund, warum man begonnen hat, Milch zu pasteurisieren. Der Fortschritt hat in diesem Punkt (zum Glück!) die Lage enorm verbessert und die Pasteurisation könnten wir locker wieder sein lassen.
(Den Massentierhaltungs-Seitenhieb hat Edith weggemacht, weil das gleich das nächste RIESENfass wäre. Aber ich bin von dem Dreck selber erst seit 7 Monaten runter und muss hier nicht den ethisch-selbstgefälligen Missionar mimen. Irgendwas ist dazu von mir ohnehin mal gefallen; ich kann jedem empfehlen, sich mal vorurteilslos mit dem Thema zu beschäftigen, das wird das eigene Leben sicher bereichern, da bin ich mir sicher. Und wenn man sich nur mal der Konsequenzen des eigenen Tuns bewusst wird. Und das schreibe ich hier im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass mein zehn Euro H&M Longsleeve vermutlich von ausgebeuteten, flinken Kinderhänden genäht wurde. Und ich schäme mich dafür. Die Welt ist scheiße :(
Nachtrag, um meine eigene Bigotterie zu vervollkommnen: Das Shirt ist aus Bio-Baumwolle. Wenn sie richtig deklariert wurde. Welch ein Hohn... :/ )
Um zum Ausgang zurückzukommen: Milch ist so gut, wie die Natur (wer das für romantisierend hält, setze Evolution/der Schöpfer/was auch immer ihm beliebt) sie gemacht hat! Ist das denn so schwierig? Milch ist das Nahrungsmittel, das (in unserem favorisierten Fall) binnen kurzer Zeit aus einem kleinen Kälbchen ein verdammt großes, starkes Tier macht! Das Kalb wird nicht krank, weil die Milch unpasteurisiert ist. Das Kalb wird nicht dick und fett und träge, weil es eine unhomogenisierte "Vollmilch" trinkt. Die scheiß Milch ist völlig OK. Was in drei Teufels Namen muss da optimiert werden? Bitte, ich habe zigtausende Wörter alleine zu diesem Thema gelesen. Und ich versteh es nicht. Man erkläre mir den Optimierungsbedarf.
Ein Land wie die USA haut jährlich etliche Milliarden(!!!) Tonnen(!!!) diverser chemischer Dünger auf seine Felder und die Erträge sinken kontinuierlich, genauso wie der Nährstoffgehalt der auf diese Weise erzeugten Lebensmittel. Haben wir total gut "optimiert"! Daumen Hoch für uns
Jetzt wart ich noch auf denjenigen, der mir erzählt, dass all das nötig sei, um die "Welt zu ernähren", schließlich werden wir ja immer mehr und mit so ein bisschen Bio-Landwirtschaft bekommt man schließlich eh keinen satt...
Echt jetzt, ich bin raus aus dieser Diskussion. Die macht mich a) wütend und b) hab ich eigentlich überhaupt keine Zeit dafür.
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Confucius once said:
"Life is really simple but we insist on making it complicated."
Edith: Hat Kommas gesetzt, Syntax umgebaut etc. Der Text ist (im Gegensatz zu natürlichen Lebensmitteln) immer noch optimierbar. Aber ich hab keine Lust mehr. Das wären zwei Seiten Hausarbeit geworden. Schönes WE!