Zeitschriftenraser hat geschrieben:
@Dan:Theorien haben den Vorteil, dass sie nicht zwingend mit der Relität in Verbindung gebracht werden müssen, ich will dich mal sehen, wie du in einem Staat mit über 80 Mio Einwohnern und massiver Verflechtung in internationalen Bündnissen mitten in Europa wenige Jahrzente vor dem Totalkollaps der Wirtschaft durch zunehmende Ressourcenknappheit mal kurz eine Räte-Republik installierst und einfach mal so die ''Herrschenden'' aus dem Weg räumst...
Ich habe nie gesagt, dass ich zum Ober-Revoluzzer taugen würde.
Zeitschriftenraser hat geschrieben:
Anstatt sich mit Theoriegebilden zu beschäftigen (und kostbare Zeit zu verplempern) kann man gleich das bestehende System reformieren durch folgende Schritte:
1. auf die Ressourcenknappheit vorbereiten durch einen ökologischen Umbau der Produktion/Gesellschaft
2. Finanzierungsmodelle etablieren für die Sozialsysteme, die unabhängig vom quantitativen Verhältnis zwischen Jung(erwerbstätig) und Alt(Rentner) funktionieren (Reichensteuer...)
(ohne 1. und 2. sind wir in spätestens 40 Jahren erledigt...)
Die Frage ist, ob man diese Dinge überhaupt mit der bisherigen Systemstruktur lösen kann. Bei 1. geht es zumindest teilweise, sieht man ja an der zunehmend ökologischeren Politik, die von der EU-Ebene ausgeht. Bei 2. bin ich sehr skeptisch. Das Problem ist nämlich, dass die Finanzmittel prinzipiell ja durchaus vorhanden sind, aber eben in Finanzkreisläufen versanden, von denen der Durchschnittsbürger nicht profitiert. Und diese Finanzkreisläufe werden eben von den Machthabenden beschützt, siehe "Nebeninteressen".
Gerade in den aktuellen Tagen kommt doch ganz deutlich hoch, wie sehr sich Finanzstruktur, Politik und Bevölkerungsinteressen voneinander entfernt haben. Ich denke an das Thema Griechenland. Da wird eine Politik gemacht, die eigentlich so ziemlich allenorts gegen die Interessen der Bürger geht. Sowohl in Griechenland selbst, weil da Leute zum Sparen verdonnert werden sollen, die für die Misere nichts können. Wie auch in den anderen EU-Ländern, die plötzlich zum Zahlmeister werden sollen für eine Misere, mit der sie nun wirklich auch nichts zu tun haben. Das alles nur, weil man Angst davor hat, dass irgendwelche "systemrelevanten Institute" pleite gehen könnten. Die Frage ist nur: für wen sind denn diese Institute eigentlich "systemrelevant"? Doch primär mal nur für sich selbst, sekundär dann für die Kapitalmärkte (= also diejenigen Märkte, die eben keine Realwirtschaft produzieren), und tertiär eben für die Nebeninteressen der Politiker (die vom Machterhalt durch Kapitalkonzentrationen profitieren).
Die panische Angst vor einem Finanzcrash in Europa ist nicht etwa dem Umstand geschuldet, dass dann plötzlich eine Viertel-Milliarde Menschen Hunger leiden müßte. Nein, es würden lediglich Buchwerte vernichtet. Der Alltag würde ganz normal weiterlaufen. Das einzige, was sich ändern würde, wären die Machtverhältnisse: es wäre erstmal nicht mehr möglich, ohne realwirtschaftliche Leistungserbringung weiter so leicht auf großem Fuße zu leben, wie es heute weite Teile der Finanzwelt tun. Es wäre auch für die Politiker ein massiver Machtverlust damit verbunden. Denn die profitieren von dem Pakt zwischen Kapital und Macht, und das wäre dann gefährdet.
Zurück zum Thema:
Tatsächlich vermute ich, dass ein sauberer Systemcrash die beste Lösung insbesondere für 2. wäre. Weil nämlich damit die jahrelang aufgebauten Verteilungsschieflagen in der Gesellschaft auch in Frage gestellt würden, bzw. z. B. durch einen massiven Finanzcrash sogar verschwinden würde. Nach dem großen "Reset" würden eben alle wieder bei null anfangen. D. h. gleiche Chancen für alle. Gewinner wären diejenigen, die tatsächlich leistungswillig und -fähig sind. Verlierer wären diejenigen Teile der Gesellschaft, die auf dem Rücken anderer Leute parasitär leben. Zum Beispiel die ganzen staatlichen Protektionszonen, in denen faktisch kein Wettbewerb herrscht, siehe Gesundheitsunwesen, Kapitalwirtschaft, aber auch Dinge wie eine GEZ, die IHKen (in denen auch Kleinunternehmer Zwangsmitglieder sein müssen, obwohl ihre Interessen von diesen mit Füßen getreten werden) usw.
Zeitschriftenraser hat geschrieben:
Und nein, eine Revolution bringt nichts,
1. eine Revolution in Deutschland mit dem Ziel, das jetzige System zu verändern, würde eine massive Antwort der ''Herrschenden'' provozieren, die Bundeswehr oder die NATO oder die USA im Alleingang machen die Revolutionäre mal kurz platt...
2. keine Revolution in der Geschichte hat bisher das bewirkt, was sich die Revolutionäre oder gar die Bevölkerung davon versprochen haben, im Gegenteil, eien Revolution ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr steuerbar und spätestens ab dann gilt das Recht des Stärkeren (Militär, Wirtschaftsführer, korrupte Politiker) die das Resultat der Revolution so umgestalten, wie es ihnen gefällt...
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Bzgl. 1. bin ich gar nicht so pessimistisch. Einmal abgesehen davon, dass dem "Weltpolizist USA" eh gerade die Puste ausgeht, dürfte denen letztlich ziemlich egal sein, wie nun ein zukünftiges Politsystem hier in Deutschland aussieht, solange sich dadurch keine Probleme im Außenverhältnis ergeben.
Bzgl. 2. gibt es durchaus Gegenbeispiele. Viele Demokratien (oder Demokratie-Surrogate) weltweit wären übrigens ohne Revolutionen erst gar nicht entstanden, sondern wir hätten immer noch eine Welt der Kaiser, Könige, Fürsten und Sklaverei in den Städten.