µders hat geschrieben:
stellt sich auch allerdings die frage inwiefern es überhaupt realistisch
ist fahrradkuriere salonfähig zu machen ?
denn der grundpreis von knapp 7? brutto, also einmal um die ecke fahren,
und weiterem 1? pro km, ist für einen normalen endverbraucher nicht wenig,
wenn er für den gleichen preis eine pizza inkl. "kurier"-lieferung bestellen kann ...
Es ist immer die Frage, worauf sich der Wert der Dienstleistung des Kuriers begründet:
- Schnelligkeit
- Vertraulichkeit
- nachvollziehbare Logistik (nur
ein Fahrer, Auslieferdaten usw.)
- Substitut für die Paketpost
- Preis
Das sind mal so 5 Punkte, von denen je nach Kunde vielleicht 1-2 relevant sein können.
Der eine Kunde braucht's schnell, "koste es was es wolle". Da braucht man kein Preisdumping bertreiben, der Kunde will schnell. Punkt.
Der nächste Kunde braucht die vertrauenswürdige Lieferkette. Paradebeispiele: Schlüssel von Hausverwaltung, Kündigungs-/Abmahnungsschreiben, Post vom Rechtsanwalt mit definierter Zustellung inkl. Empfangsbekenntnis.
Andere Kunden haben einen Klumpen Unterlagen, der überhaupt nicht eilig ist, aber sie wollen ihren Schrott nicht selbst zur Post bringen. Da darf der Kurier ruhig 'nen Zehner kosten, es ist immer noch betriebswirtschaftlich günstiger, als selbst zur Post zu latschen und da 6.90 auf den Tisch zu legen.
Und dann gibt es die Kunden, die man über den Preis ködert. Damit bekommt man den ein oder anderen Privatkunden, und ansonsten im gewerblichen Bereich vornehmlich die Touren mit längeren Läufen.
Gerade letzteres hab' ich ja zu Fahrwerk-Zeiten sehr deutlich mitbekommen: Besagte Zentrale ist ein "Dumpingpreis-Anbieter", was das sonstige Preisgefüge in Berlin angeht. Das Ergebnis von alledem ist, dass es überdurchschnittlich viele Sendungen gibt, die völlig ins off gehen. Weil eben mit steigender Kilometerzahl die Preisunterschiede spürbarer werden. Bedeutet in Konsequenz für den Kurierdienst-Anbieter auch, dass eine Zentrale, die auf ein Niedrigpreis-Modell setzt, gleich doppelt in den Ar*** gekniffen ist: einmal fahren die Fahrer weniger Geld pro Kilometer ein, zum zweiten fahren sie eben auch noch sehr häufig irgendwo hin, wo garantiert keine Rücktouren existieren.
Bzgl. delles Beitrag stimme ich zu. Der Markt für Kurierdienstleistungen ist längst nicht ausgeschöpft. Allerdings wird sich ein organisierter (= bezahlter und letztlich irgendwie schematisch arbeitender) Vertrieb nur selten um die "Gelegenheitskunden" kümmern können, sondern sein Hauptaugenmerk auf potenzielle größere Kunden legen. Da spielt eben das Thema rein, dass auch der Vertrieb wirtschaftlichen Gesichtspunkten folgt. Akquisearbeit kostet bei Klein- wie Großkunden einen gewissen Sockelaufwand. Und ein Vertriebler wird sich entsprechend zunächst auf diejenigen Kunden stürzen, wo im Falle einer erfolgreichen Akquise höhere Umsätze zu erwarten sind.
Das Potenzial an Gelegenheitskunden, was man per "Streuwerbung", z. B. Internet/Google in Berlin so heben kann, ist nicht sonderlich hoch. Diejenige Bude, die bei Google gerade mal weiter oben auf der Seite steht, bekommt 3-5 Bartouren pro Tag mehr als die anderen. Das mag für eine Kleinzentrale interessant sein. Für eine große Tourenvermittlungsmaschinerie wie bei den marktführenden Zentralen sind diese Endkunden-Bestellungen völlig irrelevant.