@dennis82:
Sooo dramatisch ist das alles nicht. Das mit dem "Termindruck" ist mal eh relativ. Sicher gibt es einige Sendungen, die mal wirklich eilig sind. Im Normalfall ist es aber eher so, dass Kuriere, die schlechtere Ortskenntnis haben, anfangs schlicht einfach mal weniger verdienen.
Der Verkehr in Berlin ist so dramatisch dann auch nicht. Die Berliner Autofahrer sind zwar unberechenbar und häufig geistesabwesend, im Gegensatz zu anderen Gegenden Deutschlands ist der Anteil "böswilliger" Autofahrer aber eher gering. Man kann sich also mit Vorsicht und Umsicht recht gut arrangieren und schön im Gewühl mitschwimmen. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass in einigen Stadtteilen die größere Gefahr von Fußgängern und anderen Radfahrern ausgeht...
Was Ortskenntnis angeht: auch Leute, die ihr ganzes Leben in Berlin verbracht haben, kennen sich am Anfang ihres Kurierlebens erstmal so gar nicht aus. Berlin ist zu groß, um die Stadt komplett kennen zu können. Jemand, der vor dem Kurierdasein meist in seinem Leben in Kreuzberg gewesen ist, mag vielleicht Mitte und Friedrichshain noch kennen, und vielleicht auch die wichtigsten Straßen in der Westcity. Wenn es dann aber zum ersten Mal raus nach Weißensee geht oder runter nach Tempelhof, dann ist's für fast alle irgendwie Neuland. Für einen Radkurier in Berlin ist es normal, gelegentlich zum Stadtplan greifen zu müssen. Nach einigen Monaten kennt man dann die einschlägigen Straßen, wo mehr Sendungen abgehen oder zu liefern sind. Dann wird die Stadtplanwühlerei weniger.
Wenn Sebi andernorts schon Kurier gefahren ist, dann kennt er zumindest mal das Spielchen, wie man sich effektiv orientiert, Hausnummern findet, Lieferadressen in Gewerbehöfen ausfindig macht usw. Und ist vielleicht, wenn da auch mit Funk gefahren wird, auch gewohnt, Auftragsdaten kopfmäßig schnell erfassen zu können.
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