Sei gegrüsst Forum!
Als Frischling und Nichtkurier fühle ich mich an dieser Stelle bemüßigt, mich in der gebotenen Kürze vorzustellen:
Ich heiße Eike (m), bin vor 8 Jahren aus einer schillernden südniedersächsischen Metropole nach Berlin ins Exil gegangen und möchte seidem den märkischen Sand zwischen meinen Zähnen nicht mehr missen.
Die geographischen Gegebenheiten meiner Heimat sowie die Flaute im Portemonnaie während des Studiums haben dazu beigetragen, dass ich in Mobilitätshinsicht quasi durch das Fahrrad sozialisiert wurde - bis heute. In meinen 35 Lebensjahren habe ich noch nie ein Auto besessen und sehe auch in Zukunft keinerlei Notwendigkeit, mir eine Stinkgurke unter den Arsch zu schnallen.
Fahrradfahren bedeutet für mich in erster Linie Freiheit; Freiheit da zu fahren und zu halten wo ich es will und gleichzeitig noch schnellstmöglich von A nach B zu kommen. Freiheit aber auch dem Wortsinne nach, draußen an der Luft zu sein. Gerade im Sommer gibt es nach der Arbeit kein geileres Gefühl als neben der kriechenden Blechkolonne im Feierabendverkehr vorbeizudonnern und die Porsches und was-weiß-ich-alles-Karren- abzufetten.
In zweiter Linie ist das Radfahren für mich natürlich auch eine sportliche Betätigung die dazu beiträgt, mir den Ü-30-Speck weitesgehend vom Leib zu halten.
Als besondereres Merkmal meiner Radfahrkünste sei zum einen die Fähigkeit erwähnt, die Strecke F'hain-Lehrter Bahnhof in beiden Richtungen mit geschlossenen Augen fahren zu können, und andererseits die Begabung für eine ganz neue Art des "brakeless-Fahrens", nämlich dem Bremsen mit der Gabel ohne beigefügtem Vorderrad
Genug der Vorrede und hin zu einem (wie ich finde) "wunden Punkt" dieses Forums bei Anmeldungen (ja, gerade als Neuling erlaube ich mir diese Frechheit):
Aus den mitgelesenen Beiträgen habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich einige Neue schon vorab dafür erklären, um nicht zu sagen entschuldigen müssen, dass sie - Asche auf ihr Haupt - SingleSpeed oder fixed fahren (wie ich) und dabei noch nichtmal dem erlauchten Kreis der Kurierfahrer angehören (wie ich). Wenn dem wirklich so wäre, fände ich das ziemlich schade vor allem aus einem Grund: Entscheidend sollte doch erstmal sein, welche Affinität jemand zum puren Radfahren hat. Und da ist es doch scheißegal, ob er in einer "renovierten Altbauwohnung im Szenekiez" im dreistelligen Quadratmeterbereich wohnt und seinen Furz sonstwo lässt...interessiert mich (erstmal) nicht. Genausowenig kann ich die Empfindlichkeiten in punkto "Mode-Hipster-Fixie-Welle" nachvollziehen. Die Hipster fahren Fixie weil sie als Fashion-Victims jedem Side-Trend hinterherlaufen? Watt juckts die Eiche wenn sich eine Wildsau an ihr reibt? Oder anders gefragt: Was ist das wirkliche Alleinstellungsmerkmal der Kurierfahrer? Ihr Material oder die tausende von Kilometern die sie jährlich runterreißen? Wie schon gesagt, ich bin weder Kurierfahrer noch sogenannter Hipster, aber ich habe den Eindruck, dass sich beide Seiten hier im Forum manchmal ähnlicher sind als ihnen lieb ist.
Wenn ich hunderte von Kilometern jede Woche, bei jedem Wetter mit wunden Knochen durch den Stadtverkehr donnern müsste und mir damit mein Brötchen verdiene, dann könnte ich mich ehrlich gesagt nicht mehr mit so viel Herzblut darüber aufregen, dass mein Arbeitswerkzeug auf einmal zum ubiquitären Ausstattungsmerkmal einer urbanen Randgruppe geworden ist. Für mich wären es eher die Kilometer, die mich adeln und die mir Respekt einflößen. Ansonsten wären Kurierfahrer ja nichts anderes als die von ihnen geliebten Fixie-Hipster: Gralshüter mit exklusiver Deutungshoheit eines auf materielle Aspekte beschränkten Lifestyle-Bereichs.
Und ganz nebenbei erwähnt, was nehmen die Hipster uns Fahrradfahrern und Kurieren eigentlich weg außer einem schrumpfenden Gebrauchtmarkt für qualitativ hochwertige Rahmen? Mir jedenfalls nicht so viel. Und wenn ich mir hier in Berlin so ein paar "Kult-Läden" der Bike- und Kurierszene angucke (z. B. Keirin oder CicliBerlinetta) dann, naja, diese Läden leben vom Hipster-Geld und richten Ihre angebotenen Produkte auch dezidiert nach denen aus.
Genug zu diesem Thema und zurück zu mir, schließlich habe ich mich ja noch gar nicht erklärt (s.o.)

Ich fahre seit zwei Jahren auf einem ollen Hartje-SingleSpeed durch die Stadt, seit einem knappen Jahr fixed, bin damit zufrieden aber habe jetzt Blut geleckt. Der Grund warum ich auf den SingleSpeed-Fixie-Zug aufgesprungen bin ist ganz schnell erzählt:
1) Als Angehöriger der Generation Freilauf war ich zunehmend genervt vom Schaltungs-Klimbimbs und der Tatsache, dass von meinen hundert theoretisch verfügbaren Gängen nach dem Winter eh nur noch drei schaltbar waren.
2) In unserer überfluteten Konsumwelt liebe ich die wenigen Dinge, die noch durch ihre Einfachheit, Funktionalität und ihren archaischen Charakter bestechen (Deswegen gibts bei mir zu Hause auch wieder die klassischen Glühbirnen an der Decke

)
3) Hier in Berlin sah ich immer wieder diese Eingang-Räder rumflitzen ohne vorher überhaupt zu wissen, dass es sowas gibt (ja, ich gehe manchmal wirklich blind durchs Leben). Und sowas wollte ich dann auch haben.
Was will ich hier im Forum?
1) mit der fahrradfahrenden community in Verbindung bleiben
2) Hilfe bei einer konkreten "Materialfrage" (wohlgemerkt keine MaterialANfrage): Nach einem harten Jahr sparen bin ich auf der Suche nach einem neuen Rahmen (Bahn, klassisch) bei dem Cinelli supercorsa hängen geblieben. Wenn ich diesen Rahmen sehe, schmelzen meine Ästhetikzellen im Hirn. Und jetzt das mittelgroße Aber: Wie stabil ist dieses filigrane Teil? Wie ist die Verarbeitung (im Internet vereinzelte Beschwerden über das schlechte Finish)? Wer hat Erfahrungen aus erster Hand mit diesem "neuen" Cinelli sc? Wenn ich so viel Geld ausgebe für einen Rahmen, dann muss nicht nur die Ästhetik stimmen sondern vor allem auch die Haltbarkeit und Stabilität (meine Erwartung an einen hochwertigen Rahmen: wenn er als bella machina und Schönwetterrad gefahren wird, also ca. 1000-2000 Km pro Jahr, muss er länger halten als ich).
Wer hat hier Erfahrungen und kann was dazu sagen?
Danke erstmal fürs Zuhören und C h e e r s