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3-Gang Kindheit http://www.fahrradkurier-forum.de/viewtopic.php?f=276&t=10436 |
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Autor: | planet [ So 28. Aug 2016, 06:58 ] |
Betreff des Beitrags: | 3-Gang Kindheit |
wie alles begann... Dieses Specialized Hardrock hatte ich vor vielen Jahren gekauft, war das 2te gebrauchte Stahl-MTB in meiner Sammlung. Die verkaufende Mutter erzählte, das Rad habe ihren Sohn durch die ganze Jugend begleitet. So sah es auch aus, sichtlich viele viele Kilometer gefahren, durchaus mit Liebe gepflegt, keine Mißbrauchsspuren. Ich mag Fahrräder mit Alltagsspuren. Schlimm finde ich nur in Hinterhöfe zum Rosten eingesperrte Räder - mit unbeschädigtem Mittelgrat auf der Originalbereifung. Ich habs dann gründlich durchgewartet, war alles irgendwie OK, aber das Tretlager war durch - und die rechte Lagerschale ging nicht raus. So blieb das Rad lange passives Mitglied in meiner Sammlung. Auch in meiner Sammlung war eine Fichtel & Sachs H3111, gebraucht, praktisch ungefahren, verharzt, aber ohne Innenrost. Die hatte ich gereinigt und fettfrei eingelagert. Die Beiden habe ich jetzt verheiratet. Aber der Reihe nach, für Euch von hinten nach vorn. So eine Lagerschale ist die Pest. Ohne Fett auf dem Gewinde reingewürgt, kein Ablaufloch im Tretlagergehäuse - da brauche ich nichts schreiben. Oder doch? Ich habe ein Trek 820 von 1993, da ist nicht nur das Loch für die Schaltzugumlenkung gebohrt, nein, Trek hat da tatsächlich zusätzlich ein echtes Ablaufloch gebohrt. Daran erkennt man den Fahrradhersteller mit vor-MTB-Geschichte. Es gibt einen Unterschied zu den Repack-Hill-Hippies. Wobei der Mike Sinyard mir diesen Umbau ermöglicht, warum auch immer, haben die Specialized um 1993 horizontale Ausfallenden, die man nur auffeilen muß. Aber ich schweife ab... Dateianhang: ... so geht eine widerspenstige Lagerschale raus. Das ist eine M14 Schraube und Mutter, das Distanzstück in der Schale ist eine M16 Mutter. Alles 8.8er Klasse, nirgends eine Unterlegscheibe, das soll sich ja festfressen. Und das tut es nach einigen durchrutschenden Umdrehungen, auch ohne kraftvolles Gegenhalten von innen. Dann habe ich mich auf den Schraubenschlüssel (Ringschlüssel!) gestellt und konnte nach weiteren zwei Durchrutschern drauf rumhopsen. Es ist übrigens ganz nützlich, wenn Laufräder montiert sind, mit Luft auf den Reifen. Im Montageständer ist sowas aussichtslos. Der arme Schlüssel bog sich recht elastisch. Wie ich so hopse denke ich: "Wenn der Schlüssel jetzt bricht, dann reiße ich mir die Wade auf". Also habe ich einen Hammer genommen, einen recht großen Hammer, und mit Mut gezielt. >>Unendlich ist des Schlossers Kraft, wenn er mit Hebel und dem Hammer schafft<<. Beim dritten Schlag änderte sich das Geräusch, und 10 Schläge weiter waren die ersten 10° geschafft. So ein festgerostetes Feingewinde ist dann noch lange nicht locker. ...Wie Ihr auf dem Bild seht: es hat geklappt. Bei Französischem oder Italienischem "falschrum-" Gewinde könnte man mit einer Nuß von innen drehen, natürlich mit Schlagschrauber. Dann habe ich die Gewinde mit einer Hand-Drahtbürste drehend bearbeitet, und bestmöglich alle Rostkrümel mit einer Zahnbürste rausgekehrt. Memo: ich brauche einen Kompressor zum blasen, einen Schlagschrauber... Jetzt ist eine aufgearbeitete Shimano-Patrone drin, mit viel Fett auf den Gewinden, innen und außen, lückenlos. Aufgearbeitete Shimano- Patrone? Ja, zerlegt, gereinigt, gefettet. Warum? Ja, weil ich wissen wollte wie sowas von innen aussieht. Die Patrone stammte von so einem traurigen Hinterhof-Fahrrad, war ziemlich fest und knisterte wegen den Rostkrümeln. Standschaden eben. Dichtungen sind unnütz! Wasser kommt immer rein, die Dichtungen sorgen nur dafür, daß es für immer drinbleibt. Nachdem die braune Fettpampe weg gewaschen war und die Lagerflächen tauglich aussahen (ein bisschen matt, aber ohne Pitting), wollte ich wissen wie man sowas zusammenbaut. Und damit ich das nicht zweimal machen muß habe ich gleich ordentlich Fett rein. Dann lag sie einige Jahre in einer Kiste. Ich hatte ja schon eine schwarze Eingang-Kurbelgarnitur draufgesteckt... ...und wenn ich das vorher nicht begriffen hatte, warum das Diskussionsthema war/ist, jetzt ist mir das klar. Das sah aus, wie mit Kabelbindern Kohlebriketts drangezurrt. Dann fiel mir ein, daß ich mir für das Rad, auf dem ich bei meinem Unfall saß und dann für SIS komplett neu 4-armig versorgt hatte, schon vorsorglich ein 5-Arm Kettenblatt gekauft hatte, das jetzt über war- in silber. Das Bild vom alten Kettenblatt hatte ich gepostet. Und am roten Hardrock war eine silberne Sugino-Kurbelgarnitur, aber mit schwarzen Kettenblättern, schon so sah das falsch aus (wenn 3-fach Kettenblätter überhaupt jemals gut aussehen, an Fleischwurst-Aluminium-Rahmen mit Staubsaugerrohr- Federgabeln vielleicht). Dateianhang: ...ich kann mich nicht daran sattsehen. Ich hatte die Kurbel gerade saubergemacht, und suchte die Distanzhülsen (für die zu langen Kettenblatt-Schrauben). Eine fand ich. Dann fällt mir ein, daß ich die einzigen Distanzhülsen die ich habe an der SIS-Kurbel verbaut hatte. 5-4=1. Mist! Siebhirn! Also Unterlegscheiben gesucht, gefunden, sogar Edelstahl, Mist, passt nicht, Schraubstock, Winkelschleifer, passt, siehe Bild. Sind DIN M10. So, und jetzt gehe ich erstmal im Rhein baden. |
Autor: | mistfink [ So 28. Aug 2016, 07:26 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 3-Gang Kindheit |
Sehr geiles Posting, wo ist der "Gefällt mir"-Button? ![]() Lagerschale und M14 ist notiert, hab zwei solche Faelle in der Werkstatt und im Rhein Baden war ich vorgestern und am Mittwoch. |
Autor: | planet [ So 28. Aug 2016, 11:07 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 3-Gang Kindheit |
Dateianhang:
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Autor: | mistfink [ So 28. Aug 2016, 19:26 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 3-Gang Kindheit |
Einmal Rhein, einmal Blaue Adria - hatte die Insel dort heute fast fuer mich alleine. Das Rad ist ein altes KTM, welches ein Bekannter meiner Schwester letzte Woche wegwerfen wollte. ![]() XT-Vollaustattung, Flatbar mit Hoernchen in die Tonne, normalen Lenker mit Rise drauf und das Dinge faehrt sich super. Der absolute Hammer sind die Biopace-Kettenblaetter, ich hab mich erst gewundert, wieso ich nur die dicken Gaenge trete. Ich hab keine Ahnung, wieso das nicht mehr am Start ist, ich will nix anderes mehr an der Schalte. Dateianhang: Darwin-Awards, der Typ liegt seelenruhig in Badehose auf seiner Luftmatraze und laesst sich den Rhein runter treiben. Wer da mal geschwommen bzw. eine Stunde dort gesessen ist, weiss wie irre das ist, da fahren grosse Schiffe hoch und runter wie auf der Autobahn und die Stroemung entzieht Dir jeglichen Einfluss auf das Geschehen, das geht richtig vorwaerts. Dateianhang: Blaue Adria, Ruhe und Frieden - nix los heute und das bei sonntags bei 35°C Dateianhang:
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Autor: | DOChris [ Di 30. Aug 2016, 12:49 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 3-Gang Kindheit |
Schöne Bilder Mistfink und schönes Rad! ![]() LG |
Autor: | planet [ Fr 23. Sep 2016, 07:48 ] |
Betreff des Beitrags: | Re: 3-Gang Kindheit |
heapstar hat geschrieben: In der tollen Bildersammlung findet sich auch ein ovales Kettenblatt. Datiert auf 1928 ![]() Rotor Q-Rings werden genutzt wie 1928, wogegen Biopace um 90° gedreht, also mit entgegengesetzter Wirkung angebaut ist. *kopfkratz* Straßenrennen werden mit ovalen (in der "Rotor Q-Rings"-, oder "O,SYMMETRIC"- Orientierung) oder eben runden Kettenblättern gewonnen, immer mit Kettenschaltung. Was offensichtlich nix dran ändert, daß Biopace oder 3-Gang Torpedo Spaß macht. Darwins Luftmatratze finde ich geNiAl. Ich sehe da keine größere Gefahr als mit dem Fahrrad in der Stadt. Ich war als Kind oft mit Luftmatratze unterwegs, man ist relativ schnell damit. Zum Spurwechsel rechtwinklig zur Strömung reicht das, und mehr braucht man ja nicht. Ärgerlich finde ich, daß das Baden am Strandbad verboten ist, solche Anlagen sind fürs Flußschwimmen gemacht. Früher(TM) gabs da Bojen zur Markierung der Schwimmzone. Man läuft auf gutem Weg nach oben, hüpft rein, steigt unten raus, und läuft auf gutem Weg zurück zum Liegeplatz. Flußschwimmen ist nur für Leute gefährlich, die versuchen an der selben Stelle wieder rauszusteigen - das geht eben nicht. Statt das den Kindern beizubringen nur tödliche Panikmache. Ruhe und Frieden, das fiel mir auch am Strandbad auf. Nach jahrzehntelangem Gezerre und offenem Rassismus, während man die Anlage verrotteten ließ, nun kein Grillverbot, endlich viele verteilte große Mülltonnen, und ein 3 Mann starkes Reinigungsteam, das Sonntag Morgen nicht wirklich Streß hatte. In einer gepflegten Anlage wird eben weniger Müll fallengelassen. Das absolute Highlight ist der neue öffentliche Wasserhahn mit echtem, ganz normalem Dreh-Ventil. Man traut doch wirklich den Leuten zu, daß sie das Wasser wieder abdrehen. Ich kann mich noch gut an die früheren gußeisernen Monster erinnern, mit brutal schwergängigem Ventilhebel, und ebenso brutalem Wasserschwall, es gab nur an oder aus. Wer Durst hatte musste nasse Füße einkalkulieren. Dafür fiel der Hebel mit einem Rumms wieder zu sobald man ihn losließ. Wenn er nicht klemmte und entweder nicht auf, oder nicht zu ging. Dann wurde nix mehr repariert und es gab dort jahrelang garkein öffentliches Trinkwasser. Kultur muß man wollen. Das absolute Minimum ist öffentliches Trinkwasser. Am Strandbad ist die Kultur zurückgekehrt. Es ist dort tatsächlich wieder so schön, wie in meiner Kindheitserinnerung. |
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