wie alles begann...
Dieses Specialized Hardrock hatte ich vor vielen Jahren gekauft,
war das 2te gebrauchte Stahl-MTB in meiner Sammlung. Die
verkaufende Mutter erzählte, das Rad habe ihren Sohn durch
die ganze Jugend begleitet. So sah es auch aus, sichtlich viele
viele Kilometer gefahren, durchaus mit Liebe gepflegt, keine
Mißbrauchsspuren. Ich mag Fahrräder mit Alltagsspuren. Schlimm
finde ich nur in Hinterhöfe zum Rosten eingesperrte Räder - mit
unbeschädigtem Mittelgrat auf der Originalbereifung.
Ich habs dann gründlich durchgewartet, war alles irgendwie OK,
aber das Tretlager war durch - und die rechte Lagerschale ging
nicht raus. So blieb das Rad lange passives Mitglied in meiner
Sammlung.
Auch in meiner Sammlung war eine Fichtel & Sachs H3111,
gebraucht, praktisch ungefahren, verharzt, aber ohne Innenrost.
Die hatte ich gereinigt und fettfrei eingelagert.
Die Beiden habe ich jetzt verheiratet. Aber der Reihe nach, für
Euch von hinten nach vorn.
So eine Lagerschale ist die Pest. Ohne Fett auf dem Gewinde
reingewürgt, kein Ablaufloch im Tretlagergehäuse - da brauche ich
nichts schreiben. Oder doch? Ich habe ein Trek 820 von 1993, da
ist nicht nur das Loch für die Schaltzugumlenkung gebohrt, nein,
Trek hat da tatsächlich zusätzlich ein echtes Ablaufloch gebohrt.
Daran erkennt man den Fahrradhersteller mit vor-MTB-Geschichte.
Es gibt einen Unterschied zu den Repack-Hill-Hippies. Wobei der
Mike Sinyard mir diesen Umbau ermöglicht, warum auch immer,
haben die Specialized um 1993 horizontale Ausfallenden, die man
nur auffeilen muß. Aber ich schweife ab...
Dateianhang:
lagerschale.JPG [ 170.88 KiB | 3421-mal betrachtet ]
... so geht eine widerspenstige Lagerschale raus. Das ist eine M14
Schraube und Mutter, das Distanzstück in der Schale ist eine M16
Mutter. Alles 8.8er Klasse, nirgends eine Unterlegscheibe, das soll
sich ja festfressen. Und das tut es nach einigen durchrutschenden
Umdrehungen, auch ohne kraftvolles Gegenhalten von innen. Dann
habe ich mich auf den Schraubenschlüssel (Ringschlüssel!) gestellt
und konnte nach weiteren zwei Durchrutschern drauf rumhopsen.
Es ist übrigens ganz nützlich, wenn Laufräder montiert sind, mit
Luft auf den Reifen. Im Montageständer ist sowas aussichtslos. Der
arme Schlüssel bog sich recht elastisch. Wie ich so hopse denke
ich: "Wenn der Schlüssel jetzt bricht, dann reiße ich mir die Wade auf".
Also habe ich einen Hammer genommen, einen recht großen Hammer,
und mit Mut gezielt. >>Unendlich ist des Schlossers Kraft, wenn er mit
Hebel und dem Hammer schafft<<. Beim dritten Schlag änderte sich
das Geräusch, und 10 Schläge weiter waren die ersten 10° geschafft.
So ein festgerostetes Feingewinde ist dann noch lange nicht locker.
...Wie Ihr auf dem Bild seht: es hat geklappt.
Bei Französischem oder Italienischem "falschrum-" Gewinde könnte man
mit einer Nuß von innen drehen, natürlich mit Schlagschrauber.
Dann habe ich die Gewinde mit einer Hand-Drahtbürste drehend
bearbeitet, und bestmöglich alle Rostkrümel mit einer Zahnbürste
rausgekehrt. Memo: ich brauche einen Kompressor zum blasen, einen
Schlagschrauber...
Jetzt ist eine aufgearbeitete Shimano-Patrone drin, mit viel Fett auf
den Gewinden, innen und außen, lückenlos. Aufgearbeitete Shimano-
Patrone? Ja, zerlegt, gereinigt, gefettet. Warum? Ja, weil ich wissen
wollte wie sowas von innen aussieht. Die Patrone stammte von so
einem traurigen Hinterhof-Fahrrad, war ziemlich fest und knisterte
wegen den Rostkrümeln. Standschaden eben. Dichtungen sind unnütz!
Wasser kommt immer rein, die Dichtungen sorgen nur dafür, daß es
für immer drinbleibt. Nachdem die braune Fettpampe weg gewaschen
war und die Lagerflächen tauglich aussahen (ein bisschen matt, aber
ohne Pitting), wollte ich wissen wie man sowas zusammenbaut. Und
damit ich das nicht zweimal machen muß habe ich gleich ordentlich
Fett rein. Dann lag sie einige Jahre in einer Kiste.
Ich hatte ja schon eine schwarze Eingang-Kurbelgarnitur draufgesteckt...
...und wenn ich das vorher nicht begriffen hatte, warum das
Diskussionsthema war/ist, jetzt ist mir das klar. Das sah aus, wie mit
Kabelbindern Kohlebriketts drangezurrt. Dann fiel mir ein, daß ich mir
für das Rad, auf dem ich bei meinem Unfall saß und dann für SIS
komplett neu 4-armig versorgt hatte, schon vorsorglich ein 5-Arm
Kettenblatt gekauft hatte, das jetzt über war- in silber. Das Bild vom
alten Kettenblatt hatte ich gepostet. Und am roten Hardrock war eine
silberne Sugino-Kurbelgarnitur, aber mit schwarzen Kettenblättern, schon
so sah das falsch aus (wenn 3-fach Kettenblätter überhaupt jemals gut
aussehen, an Fleischwurst-Aluminium-Rahmen mit Staubsaugerrohr-
Federgabeln vielleicht).
Dateianhang:
sugino_innen.JPG [ 174.26 KiB | 3421-mal betrachtet ]
...ich kann mich nicht daran sattsehen.
Ich hatte die Kurbel gerade saubergemacht, und suchte die Distanzhülsen
(für die zu langen Kettenblatt-Schrauben). Eine fand ich. Dann fällt mir ein,
daß ich die einzigen Distanzhülsen die ich habe an der SIS-Kurbel verbaut
hatte. 5-4=1. Mist! Siebhirn! Also Unterlegscheiben gesucht, gefunden,
sogar Edelstahl, Mist, passt nicht, Schraubstock, Winkelschleifer, passt,
siehe Bild. Sind DIN M10.
So, und jetzt gehe ich erstmal im Rhein baden.