Statt erschlagen... Neulinggasse, Modenapark, Liechtensteinstraße, Florianigasse, Weißgerber Lände, Franz-Josefs-Kai, ... So stehen die Gedanken geschlagen mangels Gunst und fehlendem Müßiggang. Eine zittrige, alte potenzielle Verkehrsgefährdung von rechts, sieben Fußgänger, die blind die Straße kreuzen und mehrere Autos, die schon dahinter warten, wieder loszurasen, um danach wahrscheinlich wieder stehen zu müssen. Entgegen der Einbahn strafe ich mich am Rand zum Bürgersteig, gequetscht, soweit als wenigst möglich störend dem in Pünktlichkeit versunkenen Autofahrer entgegen. Er grinst? Nein, er hupt und schreit und hofft auf eine piekfeine Polente, die dem stadtkräftigen Beinepumper einen Stock ins Rad wirft, weil er wieder die Regeln bricht, obwohl er - der Kreischende - noch immer das Quietschen seiner Autoreifen in den Ohren hat, als er bremsen musste, weil er einem anderen Radler die Vorfahrt nahm. Und Schwedenplatz, mein liebster "Fröhlicher-Nudel"-Verkäufer, Stand und Werber, "Kauf mich! Kauf mich"-schreiende Geschmacksverstärker. Noch in den Zweiundzwanzigsten muss ich fahren, also wieso essen? Aber ja, mein Magen strotzt vor Hunger am letzten Ast, wartet auf ein Ende der Hast - vergeblich, denn zwei Euro neunzing ist ja schon wieder ein ganzer Auftrag, vielleicht eine ganze Stunde Arbeit. Wo bin ich hier und was ist Zeit? - Dumdidum - wozu ist das, was wieder an meinem Bauche schreit? Wunder Nokia! Das Vorderrad schnell über die Kante heben, auf den Gehsteig, das praktische Gerät herausholen und... "Hallo..." "Helios... Wie gehts, wo bist du g'rad?" Bäume, weite Welten, Insel, Freiheit - Wo? "Ja, zweiter, ne, nur fast, Schwedenplatz." " ... Citybeamer ... Hör zu ... Zweiundzwanzigster ... IGD-Tower, siebter Stock ..." "Ok." - Klick. Aus. Wo ist das Essen? Die Beine fahren, sie pumpen, platzen, der Kopf ist bereits abgeschalten. Citybeamer, der Blitz durch die Stadt, doppelte Bezahlung, Zustellung direkt. Erste ungesunde Radkante, rote Ampel eins, Praterstraße, Kante, Mensch, Kopfsteinpflaster, "Bist du deppert...?" und schon, und schon - geht es noch schneller? Ich pedaliere, bremse, schaue, wieder mal ein Auto, das mir die Vorfahrt nimmt - die Gedanken schreien: Nur, weil du im Panzer sitzt, hast du noch lange keine Vorfahrt! - grünes Blinken, Gegenverkehr, ich schanze, fliege, lenke über Kante, mit zwanzig über eine acht Zentimeter hohe Kante... Aber das ist doch ein graziles Stückchen Fahrrad, kein Allround und Mister Fullsuspension Doppel-Trekker. Und wieder bremsen, wieder anfahren. Das Herz, es pumpt, und pumpt, und quetscht sich aus. Citybeamer! Praterstern vorbei, nächste Kante, Blubb, und... er platzt. Auf einen Schlag bei null Pascal, bei null und nichtig in den baren Händen. Kein Citybeamer, Dunkelheit! Wie zur Warnung bin ich gerade unter einer Brücke, Schatten, und lachende, wahnwitzige Autofahrerfiguren. Da vorne! - stehen, rollen, Schläge auf den Felgenrücken - ein großes U, was mach' ich nur? Die Zentrale anrufen, schaff' ichs noch? Das ist es. Ich nehm' die U-Bahn, die Kaisermühle ist direkt nur einen viertel Kilometer neben dem Tower. Rennen, fliegen, denken, schieben. Fahr schon, du stöhnendes, rauchendes Blitzkonstrukt für schwache Bürger, die keine Beinchen mehr zu haben scheinen, fahr schon! Eine, zwei und drei Stationen, raus! Abschließen? Klaut jemand ein Rad mit Platten? Ja! Und weiter laufen, pump schon, etwas geht noch, auch bei windigen Minusgraden. Die Sonne brennt, trotz Februar, der Tower öffnet sich und erdrückt, zerquetscht und bestürzt meinen inneren Heizkörper. Ihr dämlichen fünfundzwanzig Grad Fanatiker, Fahrstuhl, rauf und... Statt erschlagen belohnt mich die Vielfalt des Lebens mit einem zu früh ankommen beim Kunden, ein Warten auf die Sendung beginnt...
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