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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 20:16 
in D sind die Kuriere meist nicht angestellt, sondern
selbstständige Vertragspartner ihrer (Vermittlungs)Zentrale.
Sie fahren die vermittelten Touren und machen einen "Umsatz",
den ihre Zentrale später abzüglich der Gebühr fürs Mitspielen
auszahlt. Weil die Gebühr meist gut einem Drittel des Umsatzes
entspricht, ist es schon ein kleiner Unterschied zwischen "verdient"
und "umgesetzt".


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 20:36 
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@ doc bei mir wird nix alt, und bei dir ja auch nicht

@ dan lange stehzeiten können schon mal passieren, aber daß, das bei euch in börlin auch so ist, du hattest ja nach so langer zeit zum glück fette beute, sei dir vergönnt


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 20:45 
T.H.O.R. hat geschrieben:
du hattest ja nach so langer zeit zum glück fette beute


spreche nicht für mich, aber eher nicht

du unterschätzt die immense größe berlins. wenn alles
aufeinmal kommt, dann liegt es i.d.r. zu weit auseinander.


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:04 
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µders hat geschrieben:
zu weit auseinander
naja dann bekommst du den auftrag ja auch nicht, oder was meinst du??
du brauchst dann zuviel zeit um das auszufahren - oder wie

achso bei dir schlechter tag - lange wenig - gar nix los gewesen?? - ohje - abhacken :-| ein anderes mal is sicher mehr los weißt du ja eh...


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:16 
bei größeren buden bekommt niemand was, sondern es wird
selbstständig gerufen. bei seiner bude hat man zwar die narrenfreiheit
sich alles krumm und schief zusammenzurufen, was nur geht, ab einem
gewissen zeitpunkt wird es aber ziemlich unlukrativ.

er wird wohl gestern zu dem zeitpunkt was längeres in den osten rüberkarrt
haben, habe ihn genau um die zeit rüberstrampeln sehen, und dann auch wieder
zurück. das wird dann wohl auch schon gewesen sein mit "fetter beute".


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:22 
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das mit dem freiem funk kenn ich eh - aber da gibts doch immer noch wen der sagt ja du machst das, oder nein des ist jetzt zuviel oder? - und klick

ich glaub der freie funk ist besser für die boten, dispo ist besser fürn kunden, für die firma zieht wahrscheinlich der kunde...


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:31 
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@Müders:

Nee, ich stand ewig auf Kreuz-Ost frei und hab' dann drei Sendungen aus der Strale rausgeholt, wovon zweie bis in den Westen rüber gingen.

Und was "krumm und schief zusammenrufen" angeht: Das geht auch bei uns nur in gewissen Grenzen. Seitdem ein paar Leute den Bogen ein wenig überspannt haben und da auf einem Fahrertreffen mal Unmut drüber bekundet wurde (u. a. auch von mir) achten die Funker etwas mehr darauf, dass keine allzu üblen Haken mehr geschlagen werden.

@Thor:

Bei den Zentralen in Berlin wird mit einem kombinierten Freistell- und Tourenruf-Verfahren gearbeitet. D. h. die Stadt ist in Freimeldebezirke unterteilt, wer sich irgendwo freistellt bekommt entsprechend den nächsten Auftrag (oder den n., falls n-1 Kollegen vor ihm stehen). Touren, an deren Startort kein Fahrer freisteht, werden ausgerufen. Man kann dann auf eine solche Tour rufen, wenn man eine sinnvolle Abholzeit bieten kann. Was "sinnvoll" ist und wie viel dabei beschissen wird, hängt von der jeweiligen Bude und ihrem Fahrerstamm ab.

Aktiv disponieren tun die meisten größeren Zentralen eigentlich nur, wenn wirklich ernste Not besteht.


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:35 
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ich wollte auch noch sagen der erfahrene, sozusagen gute bote sticht natürlich langfristig auch beim kunden, der firma

berlin fair play oder was, des paßt ja eh


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:38 
T.H.O.R. hat geschrieben:
das mit dem freiem funk kenn ich eh - aber da gibts doch immer noch wen der sagt ja du machst das, oder nein des ist jetzt zuviel oder? - und klick

ich glaub der freie funk ist besser für die boten, dispo ist besser fürn kunden, für die firma zieht wahrscheinlich der kunde...



den gibt es, allerdings kann auch er nicht einen selbstständigen zum arbeiten zwingen.

der freie funk wird ab einer gewissen größe der bude zur pflicht. 100 kuriere sinnvoll zu
disponieren ist etwas tricky. auf den service des kunden hat es, je nach regeln, keine
auswirkungen. u.u. ist es sogar besser, da der kurier durch seine angegebene und von allen
gehörte verbindliche knappe abholzeit mehr motivation hat, etwas mehr gas zu geben, als
durch die bereits disponierte tour.


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:40 
T.H.O.R. hat geschrieben:
berlin fair play oder was, des paßt ja eh



soll ich ? oder übernimmst du, daniel ?


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:42 
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Das in Berlin (und auch in anderen deutschen Großstädten) übliche Verfahren hat durchaus praktische Vorteile:

- es ist quasi selbstorganisierend
- durch das Eigeninteresse der Kuriere, Geld verdienen zu wollen, stellt sich auch zu den Kunden hin eine meist hohe Effizienz ein
- es entlastet die Zentrale, man braucht nach der Auftragsannahme "nur" Funker, aber nicht zig Disponenten, die die drei- bis vierstellige tägliche Auftragszahl (bei großen Buden) noch verwalten

Problematisch wird es, wenn es 90 % "gute" und 10 % "schlechte" Touren gibt, so als Beispiel. Dann kann es gelegentlich schon mal sein, dass Touren echt so richtig alt werden. Damit wird in verschiedenen Zentralen dann unterschiedlich umgegangen. Manche geben sie im Paket mit "Leckerbissen" dann raus, andere loben einen (aus der Firmenkasse gezahlten) Bonus auf den Tourenpreis aus, die nächsten wiederum haben Bereitschaftsfahrer, die im Zweifelsfall die Touren am regulären Verfahren vorbei bekommen. Und wenn gar nichts fruchtet fährt ein Taxi...

Wenn eine Zentrale zu viele Touren nicht wegkriegt, schließt sie ansonsten einfach mehr Kuriere an. Das ist eines der Probleme in Berlin. Die Zentralen erkennen teilweise nicht, warum sie Touren nicht wegkriegen. Liegt es daran, dass die Fahrer keinen Bock haben? Liegt es an einer tageweise gruseligen Wetterlage oder fast unfahrbaren Straßenbedingungen? Oder liegt es am Bestellprofil der Kunden? Letzteres ist hier tageweise echt ein Problem: es gibt so Tage, da denkt man, irgendwo auf die Berliner Straßenkarte hätte jemand 'nen Scheißmagneten gepappt: Alle Sendungen aus der ganzen Stadt gehen in einen Bezirk. Da türmen sich dann die Kuriere auf einem großen Scheiterhaufen. Und die Touren 15 km entfernt gehen nicht weg...


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:50 
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µders hat geschrieben:
einen selbstständigen zum arbeiten zwingen
:aaahh: sehr lustig

ich habe 30 dispatched und des ging - sich grad noch aus...

100 - brauchst du sag ich mal 4 leute und des würd schon gehn

gute erfahrene boten klicken sich die hucke weg, aber so verdient man am meisten - die zeiten können nicht gute sein...


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:53 
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die zentralen sollten solche miesen aussortiern dürfen, diese 5 - 10 % sorry wir haben die natürlich auch

übrigens schon mal die erwähnt die nicht zahlen teilweise auch 5% oder so


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:57 
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@Thor:

Wenn in Berlin bei einzelnen Zentralen tageweise mal Fahrermangel herrscht, dann heißt das noch lange nicht, dass deswegen die weniger Fahrer, die auf der Straße sind, unsäglich gut verdienen würden. Mal völlig abgesehen von irgendwelchen zentralenspezifischen Kombinationsregeln für Touren gibt es einfach Sinnhaftigkeitsgrenzen.

Bei der Zentrale, wo ich derzeit fahre, ist der Bikebereich in West-Ost-Ausdehnung ca. 20 km und in Nord-Süd-Richtung 10-20 km groß. Und es ist angestrebtes Ziel, Touren beim Kunden in deutlich unter 30 min, idealerweise in 15-20 min rauszuholen. Und Touren sollen auch in endlicher Zeit geliefert werden. Keine Zentrale in Berlin hat (durch die vielen Spaltungen und Zerwürfnisse) genug Touren, dass eine Auftragsdichte vorhanden wäre, die regelmäßiges Rumgondeln mit mehreren Sendungen zulassen würde. Wer in Berlin ständig mit mehreren Sendungen rumfährt, der verprellt die Kunden: Entweder es wird grandios bei den Abholzeiten beschissen, brutal krumm gefahren, oder der Fahrer gondelt so langsam, dass er zwar "Staubsauger" spielen kann, Sendungen aber 'nen halben Tag unterwegs sind.


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 21:59 
T.H.O.R. hat geschrieben:
µders hat geschrieben:
einen selbstständigen zum arbeiten zwingen
:aaahh: sehr lustig

ich habe 30 dispatched und des ging - sich grad noch aus...

100 - brauchst du sag ich mal 4 leute und des würd schon gehn

gute erfahrene boten klicken sich die hucke weg, aber so verdient man am meisten - die zeiten können nicht gute sein...


3 unnötige bezahlte stellen für die gmbh mehr.
ausserdem stehen einige kuriere eh auf kriegsfuss
mit ihrem hauptauftraggeber und können grad noch
so den funker ertragen ...

und fairplay ist ein heikles thema. denn es gibt keins.
dadurch, dass jeder irgendwie klarkommen muss, wird
BESCHISSEN wo es nur geht. wird krumm,schief und zurück-
gefahren, funken frisiert, unberechtigte wartezeiten in
rechnung gestellt, nachgerufen, abholzeiten nicht eingehalten,
auf sendungen, die in richtung gehen, frech gewartet etc. etc.


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 22:01 
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ok das klingt hart


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 22:13 
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@Thor:

Naja, im Prinzip könnte man mit der Situation schon klarkommen. Ein Vorteil des großen Areals ist ja auch, dass auf vielen Schecks sehr appetitliche Beträge draufstehen. Mal 15 Euro oder mehr mit einer Tour einzufahren ist hier nun wirklich keine Seltenheit. Der Durchschnitts-Scheckumsatz für einen Radfahrer liegt in Berlin je nach Zentrale zwischen 8 und 10 Euro .Fahrer, die eher auf längere Dinger stehen und/oder von leicht außerhalb zum Arbeiten reinfahren, haben tendenziell höhere Durchschnitts-Scheckumsätze. Bedeutet in Summe, dass man in Berlin pro Nase auch nicht so viele Touren/Tag braucht.

Mit der holprigen Wirtschaftslage haben wir aber z. B. jetzt im März gerade wieder die Situation, dass an manchen Tagen stundenlang in der ganzen Stadt so gut wie keine Touren da sind. Und das ist dann nicht zentralenspezifisch. Es sind einfach nirgendwo Touren da. Und wenn die Touren dann doch irgendwann kommen, dann eben zu den unmöglichsten Zeiten und so gehäuft, dass man - s. o. - als einzelner Fahrer nicht wirklich davon profitieren kann. Je stärker die Tourenlage schwankt, desto mehr Fahrer werden angeschlossen. Um die Lastspitzen fangen zu können. Würden die Kunden gleichmäßiger über den Tag verteilt bestellen, käme man vermutlich mit 1/3 an Kurieren in der Stadt klar, mit entsprechenden Mehrumsätzen pro Kurier.


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 22:21 
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pro monat sag ich mal bekommt man ja auch 5 - 10 neukunden dazu, die gleichen zwar nicht ganz die karteileichen aus aber dennoch...

diese auftragslöcher glauge ich mittlerweile sind weltweit, wäre interessant das zu erfassen... zusammenhänge, mondphasen...


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 22:27 
dan hat geschrieben:
desto mehr Fahrer werden angeschlossen. Um die Lastspitzen fangen zu können.


um den neuen benz zu leasen ... ach ...


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 22:45 
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@Müders:

Zentralenspezifische Probleme (bis hin zu Verschwörungstheorien) würde ich mal außen vor lassen. Selbst eine "Idealzentrale" in Berlin hat das Problem, mit den Faktoren

- starker Auftragsschwankungen
- nicht verläßlicher Kurieranwesenheiten
- tageweise stark asymmetrischer Tourensituation

umgehen zu müssen.

@Thor:

In Berlin liegt bei Zentralen mit funktionierendem Vertrieb die Neuakquisezahl eher bei 5-10 Kunden pro Woche oder höher. Wie viele Karteileichen es gibt, wissen aber die wenigsten Zentralen verläßlich. Wenn irgendeine Firma nicht bestellt, dann ist hier völlig unklar, ob sie einfach nichts zu tun hat, nicht mehr existiert, zu einem Mitbewerber gewechselt ist oder was auch immer. Und bei den "Fremdgängern" ist auch unklar, ob man einen Kunden verloren hat, oder ob er wiederkommt. Viele Firmen bestellen wechselnd bei verschiedenen Zentralen, oder auch bestimmte Leistungen von der einen, andere von der anderen Zentrale.

Etablierte Großzentralen haben eine satt fünfstellige Zahl an Kunden in der Kartei. Von denen sind meist eine mittvierstellige Zahl tatsächlich aktiv. Je nach Klientel einer Zentrale produziert der Durchschnittskunde dann zwischen 3 und 10 Sendungen pro Monat. Da sind einerseits diejenigen Kunden drin, die 20-30 Touren pro Tag(!) bestellen, zum anderen aber auch diejenigen, die nur einmal pro Quartal mal 'nen Ordner zum Steuerbüro schicken...


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 23:16 
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T.H.O.R. hat geschrieben:
@ doc bei mir wird nix alt, und bei dir ja auch nicht


Ich interpretier das mal als Kompliment ;)
wollt ihr die Erörterung hier nicht abtrennen und in nen Fred verschieben in den es auch thematisch vllt besser passt?


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 23:30 
@dan

stichhaltig, aber etwas realitätsfremd

wie lang liegt denn der letzte zeitstorno einer bikesendung zurück ?
wie viele biketouren sind die tage überhaupt alt geworden ?

mir kommen eher nur paar schnee-tage im dezember gen sinn.

ansonsten ist es wie mit einer teueren versicherung gegen alien-invasion...

"teuer, aber man weiss ja nie"

dass dahinter klare wirtschaftliche interessen stehen, ist ja nebensächlich
und dass genau dieser konflikt eine zentrale spalten kann, ist es ja auch.


du kriegst doch prozente


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BeitragVerfasst: Mi 16. Mär 2011, 23:48 
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Obige Beiträge abgetrennt aus einem Vorstellungsthread, der ein wenig Berlin-philosophisch geworden ist...


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BeitragVerfasst: Do 17. Mär 2011, 00:17 
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@Müders:

Ich krieg' keine "Prozente", sondern fahre - genau wie Du auch - zu ganz normalen zentralenspezifischen Konditionen.

Der Unterschied zwischen uns beiden ist vermutlich primär mal, dass wir beide die Situation aus etwas unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Du siehst die Angelegenheit aus der Perspektive eines Fahrers bei genau einer Zentrale. Ich sehe die Angelegenheit sowohl aus Fahrer- wie auch aus Zentralensicht, wovon ich jeweils mehrere kennengelernt habe. Und wenn man mal die Fahrerrolle verläßt und sich überlegt, wie eine Zentrale den "Problemfall Berlin" überhaupt beherrschen will, dann sieht man, dass es allein strukturell in Berlin gar nicht möglich ist, so richtig tolle Bedingungen für Kuriere zu schaffen. Zumindest nicht mit den gegebenen Rahmenbedingungen "riesige Stadt", "starker Wettbewerb" bzw. "viele Zentralen mit darauf verteilter Kundschaft", "Preiswettbewerb", "Performance-Wettbewerb zum Kunden hin", "unkalkulierbarer Fahrerpräsenz" usw.

Die Dinge, die Du da ansprichst, wie z. B. fragwürdige Geldverschwendung in der ein oder anderen Zentrale, sind letztlich nur das Tüpfelchen auf dem "i". Wenn Du's aber stur betriebswirtschaftlich mal durchrechnest, dann wirst Du feststellen, dass es z. B. in der Friedenstr. völlig schnurzepiepe ist, ob der Chef nun 'nen Benz, 'nen Jaguar oder 'nen VW Beetle fährt. Das sind die sprichwörtlichen "Peanuts" im Gesamtgefüge. (Das Logistik-Grab ist natürlich 'ne andere Nummer, aber da sach ich hier mal direkt als Moderator, dass das bitte auch weiterhin nur in den IKV-Thread gehört und hier nicht auch noch reingewirbelt werden muss!)

Dass gewisse Ereignisse und vor allem(!) das Geschäftsgebahren mancher Zentralen-Geschäftsführungen schon mal zu Zerwürfnissen/Spaltungen geführt haben, ist 'ne andere Geschichte. Wobei übrigens der Fall inline Berlin nicht der einzige in Berlins Kurierhistorie war. Es würde also zu kurz greifen, jetzt nur eine Voodoo-Puppe aufzustellen und für die komplette Misere Berlins verantwortlich zu machen. Schaust Du gut 10 Jahre zurück wirst Du schon mal eine recht spektakuläre Spaltung in der Historie des Berliner Kurierwesens finden. Nämlich die, wo plötzlich ganz viele inline Berlin gegründet haben. Die kamen ja auch alle irgendwo her...

Letztlich gab es immer wieder Unzufriedenheiten der Kuriere. Diese Unzufriedenheiten waren sachlich-materieller Natur. Und als Ursachen wurden Menschen, Strukturen, Organisationsformen vermeintlich identifiziert. Man hat sich ein Feindbild gezimmert, darauf reagiert und danach gab's mal wieder 'ne Zentrale mehr. Kurzfristig waren dann alle glücklich, weil ideologisch ein Ziel erreicht wurde. Langfristig hat sich aber die Situation mit jedem dieser Ereignisse weiter verschlechtert.

Denn für Berlins Kuriere entscheidet nicht die Frage, was der Chef der Friedenstr. nun für'n Auto fährt, und ob die Pauschale 10-20 Euro höher oder niedriger ist. Viel interessanter wäre, ob die 50000 potenziellen Kurierkunden der Stadt nun bei 3, 5, 10 oder 20 Zentralen ihre Leistungen bestellen. Und was sich daraus für eine Tourendichte ergibt.

Bisher haben sich alle Protestaktivitäten der Berliner Radkuriere nicht in Richtung Erhöhung der Kundendichte ausgewirkt, sondern Strukturen zerschlagen. Und damit die Situation verschlechtert.

Es wäre tatsächlich manchmal besser, man würde weniger Krawall gegen die Zentralisten schlagen, stattdessen besser das halb zerdepperte Porzellan sorgsam behandeln, damit nicht irgendwann nur noch ein Scherbenhaufen übrig bleibt, der im Endzustand "pro Tour und Tag steht ein Kurier auf der Straße" bedeutet.


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BeitragVerfasst: Do 17. Mär 2011, 00:36 
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Nochmal @Müders:

Einen Punkt, den Du vermutlich noch gar nicht so ganz durchblickt hast, möchte ich auch bei dieser Gelegenheit noch anfügen.

Man stellt sich ja oft die Frage, warum Dinge teilweise so verquer sind, wie sie sind. Seien es bestimmte "Krankheiten" im inline/twister'schen Reglement, oder auch Fragen nach der Abgrenzung von Bikebereichen bei verschiedenen Zentralen usw. Dazu möchte ich nur anmerken, dass viele Dinge, die man als einzelner Kurier bemängelt und auf die "böse Zentrale" zurückzuführen geneigt sind, gar nicht unbedingt vom "bösen Halsabschneider am vergoldeten Schreibtisch im Plüschsessel" aus so "von Gottes Gnaden" festgelegt wurden. Tatsächlich sind die Regelwerke in fast allen Zentralen unter Mitwirkung der Fahrerschaften entstanden. Und wenn gewisse Dinge heute unveränderlich erscheinen, dann liegt das gar nicht mal unbedingt an unbeweglichen Chefetagen, sondern zum Teil auch am Druck aus der Fahrerschaft, die Dinge so zu belassen wie sie sind. Manche Dinge, unter denen z. B. Radfahrer leiden, werden von anderer Seite der Fahrerschaft zementiert. Bei euch z. B. der Sonderstatus der Krad-Touren bzw. deren Handlung, wovon auch Autofahrer profitieren. Gleiches gilt für geringen Bikevorlauf. Bei uns sind es Briefumschläge, die 50 Meter jenseits des Bikebereiches gehen und dann Pkws gegeben werden. die megakrumm fahren, anstatt dem freistehenden Radfahrer das Ding eben anzubieten. Und so weiter, die Liste ist riesig lang. Man macht für sowas gern die Chefetagen verantwortlich. Sollte sich aber auch mal fragen: was haben die eigentlich davon? Die Zentralen, bzw. die Zentralisten, wollen letztlich nur, dass alle ihre Touren weggefahren werden. Wer nun den Dreck ausfährt kann denen egal sein, solange Kunde glücklich und die Rebellion in der Fahrerschaft nicht zu groß. Und bzgl. letzgenanntem Punkt orientieren sich die Zentralen primär an den "Alteingesessenen", weil sie diese als Stütze ihres Betriebes ansehen. Du als noch ziemlich neuer Fahrer magst berechtigte Kritik an manchen Dingen haben, aber wenn Du mit Deiner Meinung Partikularinteressen alteingesessener Fahrer gefährdest, dann wird eine Zentrale immer auf die "alten Hasen" hören und nicht auf Dich.

Übrigens brauchst Du auch nicht zu glauben, dass das z. B. bei den blauen (bzw. jetzt schwarz-weißen) besser wäre. Die schreiben sich zwar genossenschaftliche Mitbestimmung auf ihre Fahnen. Aber letztlich gibt's auch dort genau das gleiche Spielchen in der Fahrerschaft. Ein paar Leute, die "wichtig" für den Betrieb sind, weil lange dabei und hoch engagiert. Und andere, die eben kommen und gehen - und wo man es sich ggf. eher leisten kann, diese zu vergraulen. Kommen im Zweifelsfall halt andere Newbies. Gerade Radkuriere sind nachwachsender Rohstoff in Berlin. Solltest Du doch mittlerweile gemerkt haben.

Zusammengefaßt: reg' Dich nicht nur über die Zentralisten auf, sondern überlege auch mal, was Deine "Kollegen" am status quo für eine Mitverantwortung tragen.


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