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Wahrnehmung bei der Arbeit
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Seite 1 von 1

Autor:  Dirktiergeraet [ Fr 18. Dez 2009, 23:46 ]
Betreff des Beitrags:  Wahrnehmung bei der Arbeit

kiwi, ich will dir nicht zu nahe treten. aber wie schaffst du es auf diese weise täglich
durch den verkehr wenn ich mir überlege das ich im günstigsten fall auch einen überblick
nach hinten haben will.
ich mach mir echt sorgen um dich mein freund.
bin auf dem rechten radweg gefahren und du bist mir frontal entgegengekommen. die spur war schmal.
ich hab freundlich gegrüsst als du ca. 5m vor mir warst. du hattest wie immer dein old school trikot an
und deine neopren maske weit im gesicht. wir sind aneinander vorbeigerauscht. kein fastunfall o.ä....
vors rad war da im übertragenen sinne gemeint.

ist die wahrnehmung nicht mit das wichtigste kriterium um in diesem job
a) zu überleben
b) 'n büschen wat zu verdienen

meine sinne sind irgendwie den ganzen tag so dermaßen auf sendung das ich abends erstmal ne stunde runterkommen muss.
irgendwie registrier ich wirklich alles und jeden um mich herum. autos, fußgänger, radfahrer, fahrbahn, hindernisse, ampeln....
ich mein ich hab ja ein ziel. ich will schnell vorankommen, möglichst die masse in schwung halten und vor allem nicht auf die fresse fallen...
nebenbei hört man den ganzen tag den funk, was zusätzlich die wahrnehmung schult und den geist auf trab hält.

gehts hier irgendjemandem ähnlich?
oder eher: walkman druff und mal sehen wie der tach so läuft...?

Autor:  dan [ Fr 18. Dez 2009, 23:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

Würden wir in der selben Stadt fahren hätte uns beiden das auch passieren können.

Andere Verkehrsteilnehmer nehme ich wahr, aber oft sehe ich sie nur als Verkehrsteilnehmer und nicht als die Individuen, die sie sind. Mit dem Effekt, dass ich manchmal Bekannte richtiggehend "übersehe". Obwohl ich sie natürlich als Verkehrsteilnehmer wahrgenommen habe. Und mit ihnen, als Verkehrsteilnehmer betrachtet, situationsadäquat zu interagieren versuche.

Mag sein, dass kiwi genauso strukturiert ist.

Autor:  kiwi_kirsch [ Sa 19. Dez 2009, 00:07 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

jo, ich nehme nur gegenstände wahr, keine gesichter oder stimmen.

ein wenig über zwei meter messender leistungssport-ruderer mit enrtsprechend breiten schultern hat mir im verein mal erzählt, daß er vor wenigen tagen mich auf ihn zufahren sah, und sich spaßeshalber mal breitbeinig mit den händen in der hüfte auf den 75cm schmalen radweg in der grindelallee gestellt habe, am hellichten sommertag, und ich ein sauberes manöver um ihn herumgefahren sei, scheinbar ohne ihn auch nur irgendwie anzukucken. ich konnte mich nicht mal dran erinnern, daß mir da einer so bescheurt im weg gestanden hätte. autopilot. hindernis? leute rechts vor dir und ihre gegangenwerdenden wege im auge behalten und um das hindernis kontaktfrei umschlängeln. das ist das programm, das bei mir abläuft.

ich seh nur umrisse und höre menschen und autos und ihre orte oder sehe bewegungen und bodenverhältnisse. ich höre manchmal über mich erzählt, sogar auch mal direkt in augen gekuckt aber überhaupt nicht grüßend oder bekannt reagiert zu haben. bei meiner schwester, freunden, verwandten.

:lol:

[edits]

Autor:  Dirktiergeraet [ Sa 19. Dez 2009, 01:22 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

krass... echt.

das muss ich bei dir dann unbedingt mal testen wenn sich die gelegnheit ergibt. ich bin gespannt..

Autor:  flotte biene [ So 20. Dez 2009, 14:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

bei kiwi muss man wohl härtere geschütze aufahren: knüppel in die speichen, bein stellen, vom rad hauen, lasso werfen...-höhö!
aber ich kenne das auch. ich achte zwar auch auf alles und erkenne auch auf viele meter entfernung hinter autos auf anderen strassenseiten kuriere, denen ich manchmal winke wenn freie hand, aber ich habe gerade in solchen situationen, vor allem, wenn ich nur mal so eine sekunde träume oder irgendeinem sagen wir mal interessanten auto oder lustigem plakat, blabla, nachgucke, schon öfter mal bemerkt, dass genau das total gefährlich ist und versuche deshalb immer, echt mich nur auf den verkehr und seine auswirkungen zu konzentrieren. das heisst, ich sehe auch oft bekannte nicht, und umkurve sie nur. weil ich mit den sich näher dran befindenden "hindernissen" schon abgeschlossen habe, berechnungen schon fertig, wer wo wann langgeht / -fährt, und meine aufmerksamkeit schon längst auf weiter entfernte dinge gerichtet habe, die es zu berechnen gilt. was manchmal aber auch der fehler ist, nicht wahr.

Autor:  kurone [ Mo 21. Dez 2009, 12:14 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

Kann ich aber auch nur bestätigen...
ich sehe auch keine Gesichter, oder höre auf Rufe (von Bekannten oder Freunden).
Meine Strategie ist einfach nur das wahrnehmen was einem gefährlich werden kann und
sonst nur den Autopilot Modus (wie Kiwi das schon beschrieben hat).

Autor:  kiwi_kirsch [ Mo 21. Dez 2009, 12:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

irgendwer mal so zu mir, vll wars meine schwester: "du bist gestern in der und der straße an mir vorbeigefahren, hast aber gar nicht reagiert!"
ich: "ach, in der und der straße? das ist ja komisch, da bist du mir irgendwie eingefallen und wußte gar nicht, auf welchem gedankenwege ich auf dich kam.."

Autor:  Fedecks [ Mo 21. Dez 2009, 12:47 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

grinz

Autor:  Dirktiergeraet [ Mo 21. Dez 2009, 13:02 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

whatever...
arbeite jedenfalls seit 13Monaten täglich auf der strasse und grüsse dabei nebenher zahlreiche Menschen. Sei es Kunden, Bekannte oder Kuriere die an mir vorbeigehen/fahren. Nebenher zieh ich mir die tägiche Veränderung der Stadt, schöne Sonnenuntergänge im Hafen, schöne Frauen, schöne Gebäude, architektonische und topographische Relikte der Vergangenheit im Allgemeinen, Strassen und Strassennamen die es zu deuten gibt, rein. Und das alles Unfallfrei. Dabei bin ich ein schwarzes Schaf im Verkehr. Dreister gehts meist nimmer.
Ich muss ein Naturtalent darin sein mit offenen Augen durch die Welt zu gehen bzw zu fahren. :aaah:
Sollte sich das mal ändern und der Tunnelblick einsetzen würde ich glaub ich den Job wechseln wollen. Weil gerade die oben genannten Eindrücke sind für mich das Essentielle an diesem Job. Das hier und jetzt, den Puls der Stadt, der Menschen bewusst zu erleben. Alles andere wäre dann doch nur stumpfe Strampelei.
Und den Job aus Imagegründen zu machen läge mir auch fern.
Welcher Bock unter mir fährt ist da auch eher zweitrangig. Fahren soll er. Schnell.

Jaja ich weiß. Womöglich polarisierend dieser Kommentar. Hier soll sich jedoch keiner provoziert fühlen (wie so oft).
Mir macht es Spaß ab und zu die Themen in Richtung Kurierdasein zu lenken. Da mangelt es manchmal zwischen den ganzen: "bin neu hier, kein Kurier, möchte fixed fahren..."
Und ja, vermutlich leide ich auch unter einem Mitteilungsbedürfnis. So what. Mich interessiert oft die Meinung anderer Kuriere. Bzw hab ich noch Hoffnung in Ihnen... :mrgreen:

Autor:  kiwi_kirsch [ Mo 21. Dez 2009, 13:23 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

hehe, ich kucke ja auch genug, aber der tunnelblick hat mir schon paarmal das leben gerettet. so fahre ich sehr oft trotz ingedankenverlorenseins plötzlich kurven um ein geparktes auto herum, während welcher kurve sich plötzlich die tür beginnt zu öffnen. ohne autopilot wär ich entweder in die tür gekracht oder hätte bremsen müssen, weil ich nicht hörte, ob ein auto hinter mir sei. der autopilot läuft nicht mehr als großartig bewußter prozeß ab, aber er funktioniert nur mit tunnelblick. mädels kuck ich genug an, häuser, sonnenuntergänge, aber es könnte dennoch passieren, daß mein gehirn bekannte gesichter oder stimmen oder meinen hinterhergerufenen namen nicht als solche verarbeitet.

ich sehe viel von hamburg. der highscore im flickr-spiel "guesswherehamburg" wird deutlich von mir angeführt. 8D

Autor:  dan [ Di 22. Dez 2009, 23:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

Gucken und genießen kann ich, wenn ich frei stehe. Oder eine wirklich leere Straße gemütlich entlanggondele, wo mir einfach nichts quer vors Rad springen kann.

Aber im dichten Stadtverkehr? Da läuft das Programm "Teilnahme am Verkehr". Parallel zu "Teilnahme am Funk". Und im Hintergrund das Programm "ad-hoc-Routenplanung". Bevor ich mir anschaue, was für Leute da auf dem Gehsteig gegenüber (der für mich völlig irrelevant ist) rumlaufen, zähle ich manchmal lieber die Autos vor mir auf den Spuren durch um abzuschätzen, ob ich an der nächsten Kreuzung noch geradeaus fahre oder schon hier links abbiege, oder erst 'ne Kreuzung später auf die Parallelstraße wechsele. Und auch das mache ich irgendwie unterbewußt, weil das Hauptprogramm eben "Beobachtung dessen, was vor und im direkten Gefahrenbereich neben mir passiert" ist.

Kann voll verstehen, wie kiwi das vermutlich auch macht. Und staune auch immer wieder über Leute, die noch Zeit haben, sich irgendwelche süßen Mädels am anderen Ende der sechsspurigen Straße anzuschauen, während sie fahren.

Was ich aber nicht nachvollziehen kann ist das "k.o.-sein" von der Teilnahme am Straßenverkehr. Also diese Wahrnehmung im Straßenverkehr hat mich vielleicht früher in den ersten Wochen mal angestrengt, heute aber eigentlich nicht. Ich mache das halt, und auch eher ruhig. Allerdings bin ich auch keiner, der im Affenzahn knappe Verkehrssituationen provoziert. Eher gondele ich gemütlich durch die Stadt, weil die ganze Hetzerei eh unterm Strich maximal 10 % mehr gefahrene Aufträge bringt. Das mag an einzelnen Tagen vielleicht angesagt sein, allgemein fahr' ich aber lieber ein gelassenes Tempo und versuche, mich dabei weder körperlich noch kopfmäßig auszupowern.

Autor:  flotte biene [ Di 22. Dez 2009, 23:05 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

kluger mann. sollte ich auch mal probieren anstatt ständig leute umzufahren und spurendrängeln mit lkws zu spielen.

Autor:  adas [ Do 24. Dez 2009, 08:06 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

Fällt mir gerade ein: "Lustig sind auch die Begegnungen mit Autofahrern, die dich ausm Auto raus erkennen, dich anhupen...( "hab dich heute fahren gesehen, hab noch gehupt, aber du hast mich nicht erkannt" )...
:vogel: :vogel:


ansonsten ist ein Radarblick vonnöten, bin schon des öfteren auf meinen "Reptilienblick" aufmerksam gemacht worden.


Frohes Fest, adas :adas

Autor:  Chriss0r [ So 27. Dez 2009, 21:22 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

Mir ist mal n Kumpel vors Rad gelaufen und ging mir nicht aus´m Weg. Ich dachte mir nur, was ein trottel warum geht der nicht weg.

Später hat er mir gesagt, dass es die einzige Methode sei um auf sich Aufmerksam zu machen.

Also der beruflich Tunnelblick ist echt weit verbreitet :mrgreen:

Autor:  flotte biene [ Do 28. Jan 2010, 22:59 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

also, mein schlüssel passte leider nicht. stimmte wohl mit meiner wahrnehmung wieder was nicht...

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Autor:  robotron [ Sa 30. Jan 2010, 16:54 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Wahrnehmung bei der Arbeit

Kenne den Autopiloten- modus auch ganz gut...
Fährt neulich so'n Auto neben mir, wird langsamer, dass es keine Bullen sind, hatt ich schon klar, denk mir so, was will der Depp... Bin auf jeden Fall kurz davor, denen durch's Fenster zu spucken. Liess ich dann sein, nachdem ich Freunde erkannte. Also erstmal geschluckt, dann eingehängt, dann nettes Pläuschen.
Das hätte auch schiefgehen können.

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