Was wird denn hier eigentlich gesucht? Eine neue Zielgruppe oder ein neues Produkt??
Wenn es eine neue Zielgruppe sein soll, nämlich die "Privatpersonen" sollte man bedenken, das die Gruppe und Ihre Bedürfnisse natürlich extrem heterogen sind. Es gab ja schon ein paar gute Ideen dazu,
was man Privatpersonen alles verkaufen könnte, aber die
Zielgruppenansprache scheint das eigentliche Problem zu sein.
Was meint Ihr, wie viel Anrufe (oder besser noch Aufträge) Ihr aus 1000 Flyern mit der Botschaft "wir machen alles" -die Ihr in willkürlich ausgewählte Briefkästen verteilt- bekommt?
1, 2, 3???
Werden das dann Eintagsfliegen sein, oder
wann hat der neue Kunde erneut das Bedürfnis nach einem Kurier?
Vielleicht nach einer Woche.
Es muss vermutlich also viel finnischer Wald durch die Druckerei gejagt werden bevor man einen einzelnen Kurier auch nur halbwegs beschäftigt nennen kann.
Dazu kommt, das Privatkunden in der Disposition als "betreuungsaufwändig" gelten, denn so einen Besorgungszettel telefonisch durchzugeben dauert eben, und wenn der Kurier dann aber auch noch die falsche DVD/Butter/Kopfwehtablette besorgt hat, kann man die Aspirin wenigstens noch in der Reklamationsabteilung verwenden .... ist natürlich kein Thema, wenn man seine Arbeit ordentlich macht.
Wir machen schätzungsweise 1% unseres Umsatzes mit Privatkunden, da ist also noch Luft nach oben.
Nur: jeden Privatkunden mit seinen individuellen Bedürfnissen zu akquirieren scheint mir nicht der Weg zu sein.
Was uns umtreibt ist doch die Angst, dass der klassische Dokumententransport irgendwann nicht mehr ist.
Trotzdem: das Fax hat uns in den 80er nicht umgebracht und auch die email hat es bis jetzt auch noch nicht geschafft. Dass es in der Werbeindustrie -einst beste Fahrradkurierklientel- einschneidende technische Veränderungen gegeben hat ist ja auch unbestritten.
Technologische Veränderungen haben aber auch in anderen Branchen zu massiven Veränderungen geführt, schaut euch mal den Einzelhandel an: Deine 600er Naben/Discman/Nokiahandy kaufst du mittlerweile im Internet und lässt dir das schön 1-2 Tage später nach Hause liefern ....
Das ist der Punkt an dem man ansetzen kann: der Brückenschlag zwischen lokalem Kurier und lokalem Einzelhändler. Denn gemeinsam könnten wir etwas bieten, dass das Onlineshopping-Paradies dem Privatkunden (da ist er wieder) nicht bieten kann:
Die Ware ist sofort verfügbar!
Warum soll man sich seinen Ipod für € 15,- über Nacht aus Finkenbüttel kommen lassen, wenn man ihn für vermutlich geringere Lieferkosten in einer Stunde haben kann.
Es wird Einiges an Vernetzung und Technik von Nöten sein, will man das Onlineshoppingerlebnis allumfassend und konkurrenzfähig machen, aber entsprechende Ansätze (siehe
http://www.tiramizoo.com/de) gibts ja auch schon.
... und in der Zwischenzeit würde ich auf den Deal mit der Apotheke, Videothek, Buchladen, Wäscherei oder Restaurant setzen.
Happy Zerpflücking!
Till